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Ibn Al-Arabi - Rollentausch, um Ibn Arabi gerecht zu werden

Seite 3 von 5: Rollentausch, um Ibn Arabi gerecht zu werden

 

Rollentausch, um Ibn Arabi gerecht zu werden

Der Rollentausch, um Ibn Arabi gerecht zu werden, geschieht durch Streben und Beten. In Gott erkennt sich der Mensch und in dem Menschen erkennt sich Gott. Doch eine voreilige Schlussfolgerung, dass Gott hiernach abhängig vom Menschen sei, begegnet Ibn Arabi mit der eindeutigen Aussage, dass Gott in seiner Manifestation Herr aller Dinge bleibe, während der Mensch in seine Manifestation trotz der göttlichen Rollen stets ein Diener sei.

Der Versuch Ibn Arabis eine kleine Tür zu Scharia offen zu lassen, ist nicht zu überlesen bzw. zu übersehen, um wieder in seine Denkweise zurückzufallen. Der Scheich, so Ibn Arabi, sei ein Herz, das die göttlichen Eigenschaften enthält, welche der Scheich an seine Schüler weitergeben könne. Ibn Arabis Philosophie beinhaltet eine weitere fundamentale Aussage, dass es für jeden Menschen eine bestimmte Form der Religion gebe, die (Kreuzer Johann, Augustinus zur Einführung, Campus Verlag, Frankfurt a.M./New York, 1995, Seite 162 /126) ihm verhelfe, Gott zu erkennen und Gott ermögliche, sich zu erkennen. Für den Sufi und Mystiker bedeutet diese Aussage, dass er auf verschiedenen Wegen die Erleuchtung erlangen kann, unabhängig von der jeweiligen Religion. Ibn Arabi spricht indirekt in Fusus al-Hikam vom weiblichen Schöpfer, schließlich sei Eva auch aus Adam entstanden. Ibn Arabi sah in Mohammed den vollkommenen Menschen, in dem sich Gott wiedererkennt. Die Nachahmung des Propheten wird von Ibn Arabi daher jedem Menschen nahegelegt. Hier überschneidet sich seine Philosophie mit der Sunna, obwohl Ibn Arabi kein Sunnit war, sondern in der Tat ein Sufist, ein Mystiker, der sich allerdings nicht durch Entrückung und Entzückungen überwältigen ließ. Er wollte vielmehr der sufistischen Tariqat eine theoretische Grundlage verschaffen. Ibn Arabi stand der christlichen Trinitätslehre näher als dem strengmonotheistischen Glauben des Islam. Daher rührt auch der Vorwurf des Pantheismus.

Das „Denken der Trinität ist die Reflektion der konkreten Einheit von göttlicher und menschlicher Natur. Es reflektierte die in der Zeit schöpferische Ewigkeit.“ Ibn Arabi ist es durchaus gelungen, allerdings in einer separat geschaffenen virtuellen Welt und auf Kosten der Einheit der islamischen Welt, dem Sufismus eine theoretische Grundlage zu verschaffen. Eine weitere Diskrepanz besteht in seiner unermesslichen Verehrung für den Propheten, als Prototypen des perfekten Menschen und der Feststellung, dass auch Heilige, damit sind Sufi-Scheichs gemeint, eine prophetische Stufe erreichen können. Diese Aussage bzw. diese Philosophie widersprechen der islamischen Orthodoxie zutiefst. Es besteht kein Zweifel darin, dass die Philosophie des Ibn Arabi, auch weil sie einfache Lösungen verständlich und doch scheinbar mystische anbietet, viele Menschen angezogen hat und anzieht, dennoch hat sie sich gegenüber der sunnitischen Orthodoxie nicht durchsetzen können. Ganz im Gegenteil. Je mehr man sich mit der Philosophie des Ibn Arabi beschäftigt, desto unlogischer erscheint sie. Seine Philosophie hat in Wirklichkeit mit dem Islam wenig gemein. Dennoch waren im 13. Jahrhundert seine Gedanken insbesondere im persischen und türkischen Raum sehr populär. Für Ibn Arabi war alles mit Gott erfüllt und Gott ist mit allem erfüllt, weil es nichts gibt als Gott. Ibn Arabi hat durch seine Hypothese der Einheit von Gott und Mensch alle Mystiker, die nach ihm kamen beeinflusst, einschließlich des berühmten Jelaleddin-Rumi.

Ibn Arabi, ein bedeutender arabischer Philosoph
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