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Ibn Al-Arabi

Ich zog ziellos umher, verloren, gewonnen, ich lache, ich weine, allein, auf dem Weg, jubelnd, in der Prüfung, schlaflos, am Morgen, bei der Rast, nach der Reise, lockere ich die Zügel, streife Erde von den Wurzeln, blutlos, durchquere ich den Zweifel, mit offenen Augen, flechte ich den Alptraum, von meinem Speichel, nehme ich einen Faden, der meinen Körper auflöst, meine Form verschwindet, mein Geist bleibt, außerhalb seines Gerippes, im Gefängnis der Kausalität, welche die Vision für ungültig erklärt, ich gehe über Müll, zu greifen in meinem Nichts.

 

Grosse Moschee in Gordoba (Mezquita-Catedral de Córdoba)Leseprobe aus „Denker und Dichter im Islam“ von Mimoun Azizi

Ibn Arabi wurde im Jahre 1165 in Murcia im heutigen Spanien geboren. Dort wurde er von der alten, aber weisen und frommen Fatima von Cordoba zwei Jahre lang erzogen. Während seiner Zeit in Cordoba begegnete Ibn Arabi den Almohaden-Philosophen Ibn Rushd. Während dieser Zeit studierte er die sufistischen Werke des Ibn Massara. Diese Begegnung schien ihn sehr beeindruckt zu haben. Daher entschloss er sich, zur Vertiefung seines Wissens, nach Tunis zu gehen.

Angetrieben von seinem Wissensdurst und seiner Neugier aber auch vom religiösen Eifer trat er im Jahre 1201 die Pilgerfahrt in das Heilige Land an. In Mekka begegnete er der Liebe seines Lebens, einer äußerst gebildeten und schönen Perserin, die Ibn Arabi zutiefst inspirierte. Ibn Arabi fühlte sich von ihrer Gegenwart beflügelt und verfasste während dieser, für ihn doch sehr schönen Zeit, Tarjuman al ashwaq (Übersetzungen der Sehnsüchte). Ibn Arabi, ein Getriebener, reiste nach Konya, der Stadt des Jelaleddin Rumi.

Weitere Stationen in seinem Leben waren Kairo und Bagdad, um sich in der Stadt der Städte, in Damaskus niederzulassen. Hier lebte er, liebte er und verfasste zahlreiche Werke. Im Alter von 75 Jahren rief Gott seine Seele zu sich.


Wer war Ibn Arabi? 

Warum gehörte er zu den wichtigsten islamischen (Abdelwahab Meddeb, Ibn Arabis Grab, Wunderhorn Verlag, Heidelberg, 2004, Seite 79 /124) Philosophen, obwohl nicht wenige ihm vorwerfen das islamische Fundament, Tauhid (die Einheit Gottes) in Frage gestellt zu haben?

Die Antwort liegt im Wesen des Islam, in seiner Gütigkeit und seiner Art zu verzeihen. Der Islam sah sich von Anbeginn an massiven Angriffen ausgesetzt. Trotzdem hat es keine Inquisitionen oder Hexenverfolgungen im Islam gegeben, sehr wohl aber intellektuelle Auseinandersetzungen. Daher verwundert es keinen, dass Ibn Arabi als großer Philosoph bezeichnet wird. Die Annahme, dass Ibn Arabi den monotheistischen Grundgedanken des Islam versucht habe zu zerstören und somit zum Untergang der islamischen sunnitischen Orthodoxie beigetragen habe, ist nicht zutreffend.

Auch wenn Ibn Arabi von den Sufis für ihre geistige Haltung vereinnahmt wird, so war Ibn Arabi ganz sicher kein entrückter Mystiker, sondern vielmehr ein suchender und ordnender Philosoph, der sich bemühte, die explosionsartig neu entstandenen Ideen zu systematisieren. Er verfasste unzählige Werke, wobei die al-Futuhat- Makkiyah (Mekkanische Offenbarungen) und Fusus Al-Hikam (Ringsteine der göttlichen Weisheit) zu den bedeutendsten seiner Werke gehören. Al-Futuhat al-makkiyah, sein Hauptwerk, brachte ihn in große Schwierigkeiten, weil er behauptete, dass Gott ihn über den Engel Gabriel diese Botschaft habe zukommen lassen, ähnlich wie beim Propheten Mohammed. Die Fusus al-Hikam seien durch prophetische Inspiration entstanden.

Bei aller Wertschätzung für den großen Meister des Sufismus, aber an die göttliche Offenbarung könne er mit seinen Werken, so bedeutend und umfangreich sie auch sein mögen, nicht mithalten. Zumal solche Aussagen im Islam als Blasphemie gelten. Seine Werke enthalten bzw. wurden vom Neoplatonismus sowie auch von der Hermaneutik und vom Gnostizismus stark beeinflusst. Seine Hauptthese ist für die islamische Lehre eine reine Provokation, wenn er behauptet, dass in der Erkenntnis der Liebe, das Erkennen des Göttlichen liege bzw. das Liebe und Gott identisch seien. Gott sei für die Existenz der Menschen notwendig, gleichzeitig seien die Menschen für Gott notwendig, damit er sich selbst erkenne. Es bestünde demnach eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen Schöpfer und Schöpfung. Konsekutiv sei Gott nicht allmächtig. Er könne nicht tun und lassen, was er wolle. Die Existenz Gottes definierte er durch das Erkennen desselben im Herzen. Durch das Erkennen der Liebe im eigenen Herzen, erschaffe der Mensch Gott. Ich liebe, also existiere ich. Im Umkehrschluss heißt es dann, ich kenne ihn nicht, ich liebe ihn nicht, ergro existiert er nicht.

Es geht also gar nicht mehr um Gott, denn die göttliche Existenz ist lediglich ein Rollentausch des Menschen. Der Mensch ist Mensch und Gott zugleich. Schöpfer und Schöpfung sind zwei Seiten derselben Medaille. Wenn der (Al-Arabi *1165, Seite 125 /40) Mensch nicht will, dass Gott existiert, dann existiert er nicht. Die Einheit Gottes, Tauhid, hat in der Philosophie des Ibn Arabi eine gänzlich andere Bedeutung, nämlich die Einheit der Seele. Anders ausgedrückt, die Einheit von Mensch und Gott.

Eine ähnliche Annahme finden wir beim Apostel Johannes, der eine Versöhnung zwischen der christlichen Lehre und der christlichen Mystik anstrebte, indem er die These aufstellte, dass Jesus eine Vereinigung zwischen Gott und dem Menschen darstelle. Genauer gesagt Gott sei die Summe der liebenden Menschen. Genau hier verlässt Ibn Arabi das strenge monotheistische Dogma des Islam und deutet pantheistische Denkweisen an. Ähnlich wie Augustinus ist Gott für Ibn Arabi „Objekt und Subjekt zugleich. Gott ist die Vernunft, die im Erkennen ihrer selbst lebt, d.h. im Erkennen seiner selbst sich selbst in sich selbst erkennt.“

Daher bleibt Ibn Arabi trotz seiner zahlreichen Werke und seines Einflusses auf die islamische Philosophie eine umstrittene Figur innerhalb der islamischen Intelligenzia. Zudem widerspricht er sich in dem er zum Ausdruck bringt, dass die aktuelle Existenz des Menschen nicht mit Gott identisch sei, weil der Mensch die Grenzen des Rationalen nicht durchbrechen könne, wohl wenn er in seiner Rolle als Gott schlüpfe. Dann sehe Gott sich selbst durch sich selbst. Alle anderen könnten ihn nicht sehen. Gott habe demnach den Menschen erschaffen, um sich zu erkennen, sowie ein Borderliner sich verletzten muss, um sich zu spüren. Gott sei somit gewöhnlich, weil er über die Menschen seine Sehnsucht und seine Gelüste befriedigt. Durch die Vielfalt der Menschen sei auch die Summe seiner Wahrnehmung unermesslich.


 

Rollentausch, um Ibn Arabi gerecht zu werden

Der Rollentausch, um Ibn Arabi gerecht zu werden, geschieht durch Streben und Beten. In Gott erkennt sich der Mensch und in dem Menschen erkennt sich Gott. Doch eine voreilige Schlussfolgerung, dass Gott hiernach abhängig vom Menschen sei, begegnet Ibn Arabi mit der eindeutigen Aussage, dass Gott in seiner Manifestation Herr aller Dinge bleibe, während der Mensch in seine Manifestation trotz der göttlichen Rollen stets ein Diener sei.

Der Versuch Ibn Arabis eine kleine Tür zu Scharia offen zu lassen, ist nicht zu überlesen bzw. zu übersehen, um wieder in seine Denkweise zurückzufallen. Der Scheich, so Ibn Arabi, sei ein Herz, das die göttlichen Eigenschaften enthält, welche der Scheich an seine Schüler weitergeben könne. Ibn Arabis Philosophie beinhaltet eine weitere fundamentale Aussage, dass es für jeden Menschen eine bestimmte Form der Religion gebe, die (Kreuzer Johann, Augustinus zur Einführung, Campus Verlag, Frankfurt a.M./New York, 1995, Seite 162 /126) ihm verhelfe, Gott zu erkennen und Gott ermögliche, sich zu erkennen. Für den Sufi und Mystiker bedeutet diese Aussage, dass er auf verschiedenen Wegen die Erleuchtung erlangen kann, unabhängig von der jeweiligen Religion. Ibn Arabi spricht indirekt in Fusus al-Hikam vom weiblichen Schöpfer, schließlich sei Eva auch aus Adam entstanden. Ibn Arabi sah in Mohammed den vollkommenen Menschen, in dem sich Gott wiedererkennt. Die Nachahmung des Propheten wird von Ibn Arabi daher jedem Menschen nahegelegt. Hier überschneidet sich seine Philosophie mit der Sunna, obwohl Ibn Arabi kein Sunnit war, sondern in der Tat ein Sufist, ein Mystiker, der sich allerdings nicht durch Entrückung und Entzückungen überwältigen ließ. Er wollte vielmehr der sufistischen Tariqat eine theoretische Grundlage verschaffen. Ibn Arabi stand der christlichen Trinitätslehre näher als dem strengmonotheistischen Glauben des Islam. Daher rührt auch der Vorwurf des Pantheismus.

Das „Denken der Trinität ist die Reflektion der konkreten Einheit von göttlicher und menschlicher Natur. Es reflektierte die in der Zeit schöpferische Ewigkeit.“ Ibn Arabi ist es durchaus gelungen, allerdings in einer separat geschaffenen virtuellen Welt und auf Kosten der Einheit der islamischen Welt, dem Sufismus eine theoretische Grundlage zu verschaffen. Eine weitere Diskrepanz besteht in seiner unermesslichen Verehrung für den Propheten, als Prototypen des perfekten Menschen und der Feststellung, dass auch Heilige, damit sind Sufi-Scheichs gemeint, eine prophetische Stufe erreichen können. Diese Aussage bzw. diese Philosophie widersprechen der islamischen Orthodoxie zutiefst. Es besteht kein Zweifel darin, dass die Philosophie des Ibn Arabi, auch weil sie einfache Lösungen verständlich und doch scheinbar mystische anbietet, viele Menschen angezogen hat und anzieht, dennoch hat sie sich gegenüber der sunnitischen Orthodoxie nicht durchsetzen können. Ganz im Gegenteil. Je mehr man sich mit der Philosophie des Ibn Arabi beschäftigt, desto unlogischer erscheint sie. Seine Philosophie hat in Wirklichkeit mit dem Islam wenig gemein. Dennoch waren im 13. Jahrhundert seine Gedanken insbesondere im persischen und türkischen Raum sehr populär. Für Ibn Arabi war alles mit Gott erfüllt und Gott ist mit allem erfüllt, weil es nichts gibt als Gott. Ibn Arabi hat durch seine Hypothese der Einheit von Gott und Mensch alle Mystiker, die nach ihm kamen beeinflusst, einschließlich des berühmten Jelaleddin-Rumi.


 

Ibn Arabi, ein bedeutender arabischer Philosoph

Ibn Arabi war zweifelsohne ein bedeutender arabischer Philosoph, der primus inter pares unter den Philosophen der Mystik, aber (Kreuzer Johann, Augustinus zur Einführung, Campus Verlag, Frankfurt a.M./New York, 1995, S. 162 127 40 Al-Arabi *1165) er war sicherlich nicht ein islamischer Philosoph. Seine Werke zeugen von einem genialen Menschen und sind auch ein Beweis für die Dynamik und Offenheit der islamischen Religion anderen Philosophen gegenüber, ja sogar, wenn die islamischen Grundsätze angegriffen wurden.

Ibn Arabi ist nicht verfolgt worden, er ist nicht verbrannt worden, nein, er durfte seine Werke schreiben und sie verbreiten, ohne dabei um sein Leben fürchten zu müssen. Wäre solch ein Philosoph im 13. Jahrhundert mit solchen Aussagen im christlichen Abendland denkbar? […]

Ibn Arabi gilt als Großscheich des Sufismus bzw. als der Vordenker des Sufismus. Bereits 1172 machte er seinen Magister in den Religionswissenschaften in Sevilla, danach begann seine Reise durch das ostislamische Reich. 1193 reiste er erstmalig nach Mekka, um von da aus nach Bagdad und Kleinasien weiterzureisen. Ein stets Suchender. Bereits 1214 kehrte er wieder nach Mekka zurück. Während dieser Pilgerfahrt verfasste er die 61 mystischen Oden. Es handelt sich um Liebesgedichte in beduinischem Stil. In Aleppo schrieb er einen kurzen Kommentar bzw. eine Deutung dieser Liebesgeschichte.

Der Sufismus des Ibn Arabi ist das Ergebnis einer Mixtur aus christlicher, griechischer und persischer Philosophie. Die sufistische Lehre des Ibn Arabi ist auch hierarchisch strukturiert. Gott ist das reine, absolute Licht. Die unteren Schichten können sich durch Abstreifen der Materie und Religiosität auf eine höhere Stufe im Tempel des Lichtes hinaufarbeiten. Der Mensch muss bereit sein die Leidenschaft, die Leiden schafft, zu bekämpfen. Ibn Arabi plädiert den Verzicht auf irdischen Luxus und sah im Tod die Rückkehr zum Licht, zu Gott. „Die Reise, welche der Jünger auf diesem (mystischen) Pfade beginnt, ist die des beschaulichen Lebens; auf diesem Pfade sind Stationen, Stätten oder Ständchen und Zustände der Begeisterung. […]


 

Pole der Mystik sind das Denken und die Erwähnung des Namen Gottes

Die beiden Pole der Mystik sind das Denken und die Erwähnung des Namen Gottes; in Gott werden die Eigenschaften und das Wesen unterschieden, von den ersten steigt der Jünger zu den zweiten und zu dem gänzlichen Vereine mit Gott empor, welches der höchste Genuss, der durch Enthüllung, Betrachtung, Läuterung, Heiligung und Verklärung erreicht wird. Die Eingebungen sind entweder aus der Seele aufsteigende oder von Oben ankommende.

Tränke mich, o Herr, mit Liebe nicht allein,
Du hast mich gelehrt, geizig nicht zu sein,
Du bist der Großmüth’ge und es schickt sich nicht,
Dass das Glas vorbei geh’ Gästen das Gesicht.
Aufgelöset ist die Trennungsnacht
Und es kam herbei Genusses Macht,
Um das Glück des Vollgenusses waren Neider,
Sie die vormals nur erschienen als Mitleider,
Da ich Euch besitze, wahrlich, schwör’ ich Euch,
Dass Vergang’nes Alles mir ist gleich;
Sieh, Du kamst, und ich war ganz entseelt,
Du erkauftest mich für wenig Geld.
Herzen sind im Stande nicht Dich zu verstehen,
Dich, von dem die Quellen alles Seins ausgehen,
Was den And’ren, sind auch mir verbot’ne Triebe,
Doch wie süß ist in dem Inn’ren Deine Liebe,
Liebe hat getränket mein Gebein,
Kann ich And’res was als Liebe sein!
Keinen wird der bitt’re Durst verzehren,
Wenn ihn süße Quellen in der Näh’ ernähren.
Ich rieche Wohlduft und ich sah im Traum’
Schleppen Dunkellippige vorbei den Saum.
Denk’ ich an Dich, bin ich ganz Auge,
Und nenn’ ich Dich, bin ich ganz Herz.

Er sagte: „[…] Deine beste Zeit ist die, in der Gott mit dir zufrieden ist. Die Sehnsucht nach der Lüftung des Schleiers, die Ruhe des Verstandes, die Betrachtung des Geheimnisses führt zur gänzlichen Vernichtung deiner selbst.“ Der Mensch löst sich in Gott auf, d.h. er verliert seine Individualität, er wird Teil des Ganzen.  Damit widerspricht Ibn Arabi der koranischen Lehre, die ein Leben nach dem Tode vorsieht und die Unsterblichkeit der Seele als Dogma ansieht. Auch verliert der Mensch gemäß der koranischen Lehre nach dem Tode seine Individualität eben nicht, vielmehr muss er sich vor Gott als Individuum verantworten und Gott entscheidet individuell. Jeder Mensch hat ein anderes Schicksal, eine andere Art der Existenz nach dem Tode. Die Auflösung der Einzelseelen in einer allumfassenden Seele steht im großen Widerspruch zur islamischen Lehre. Daher wird Ibn Arabi zwar als bedeutender arabischer Philosoph angesehen, aber weniger als islamischer Philosoph.

Nach massiver Kritik seitens der islamischen Orthodoxie, allen voran durch den bekannten al-Qazwīnī, änderte Ibn Arabi seine Meinung. Er verließ den Weg des radikalen Sufismus und versuchte von nun an die sufistische Lehre mit der islamischen Orthodoxie zu versöhnen. Jetzt kam er zu der Überzeugung, dass der Mensch nach dem Tode seine Individualität nicht verliere, vielmehr gingen einige Eigenschaften verloren. Dafür bekäme der Mensch als Gegenleistung einige göttliche Eigenschaften. Genauer betrachtet hat Ibn Arabi seine Grundhaltung nicht geändert. Denn der Mensch wird nach dem Tode Teil des Göttlichen, des Lichtes, damit verliert er sehr wohl seine Individualität. Ibn Arabi selbst war während seines Lebens bestrebt, göttliche Eigenschaften zu erlangen. Die Pilgerfahrten dienten ihm sich Gott zu nähren, einige seiner Eigenschaften zu absorbieren. Ibn Arabi sah sich selbst als Mensch mit göttlichen Eigenschaften. In den Augen der islamischen Orthodoxie war er ein Häretiker, ein Ketzer. Dennoch wurde die Auseinandersetzung mit ihm stets auf dem intellektuellen Wege ausgetragen. Ibn Arabi wurde insbesondere durch die indische Philosophie und Mystik beeinflusst. Gott war und ist die Verkörperung des Universellen, aus dieser universellen Einheit entstand die Welt, die weiterhin ein Teil Gottes ist. In der Konsequenz heißt es, dass es nur ein Wesen gibt, alles geht aus diesem Wesen hervor und alles kehrt zu ihm zurück, zu Gott. Allerdings muss man Ibn Arabi zu Gute halten, dass alle die an die Unsterblichkeit (Von Hammer-Purgstall, Literaturgeschichte der Araber von ihrem Beginne bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts der Hidschret, Seite 429 /130) der Seele glauben, gleichzeitig auch die Unbegreiflichkeit der Vereinigung von Geist und Materie akzeptieren müssen.

Auf die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Gott und der Wissenschaft antwortete er wie folgt: „Wenn dem Gott Erkennenden gesagt würde, dass er für immer in der Welt bleiben könne, würde er nicht damit zufrieden sein. Die Stufen der Wissenschaften werden durch das Mittel (der Studien) erreicht, die Stufen der ewigen Wahrheiten nur durch die Enthüllung (Offenbarung). Deine beste Zeit ist die, wo Gott mit dir zufrieden. Die Sehnsucht nach der Lüftung des Schleiers, die Ruhe des Verstandes, die Betrachtung des Geheimnisses führt zur gänzlichen Vernichtung deiner selbst.“ Ibn Arabi ist sicherlich der wichtigste Vordenker des islamischen Sufismus. Auf der Suche nach der Gelassenheit in der „Ungelassenheit“ hat er so manche unbequeme Fragen gestellt, ohne jedoch seine islamische Identität zu verleugnen. Stets suchte er die Antworten im Islam selbst. Seine konsequente und unorthodoxe Haltung hat dazu geführt, dass der Sufismus sich innerhalb des Islam etablieren konnte. Seine Aussagen beeinflussen bis heute die Auseinandersetzung zwischen der Orthodoxie und dem Sufismus.  

Der Querdenker und Philosoph Ibn Arabi hat durch seine Thesen nicht nur die Orthodoxie herausgefordert, sondern auch die Toleranz des Islam hervorheben können. Er gehört zu den großen arabischen Philosophen, die nicht nur den arabischen Raum, sondern die gesamte Welt durch ihre Art zu denken enorm beeinflussen konnten. Ibn Arabi ist in der islamischen Welt eine umstrittene Figur, aber unbestritten sind seine Verdienste um den Sufismus. Dies allein ist Grund genug diesen Menschen in Ehren zu halten. (Von Hammer-Purgstall, Literaturgeschichte der Araber von ihrem Beginne bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts der Hidschret, Seite 260 /131).

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