Suq al-Qattanin - wo Stoffe, Mythen und Legenden sich weben
Versteckt in den labyrinthartigen Gassen der Altstadt von Fès öffnet sich ein Ort, an dem Geschichte, Handwerk und Legenden zu einem dichten Gewebe verschmelzen - der Suq al-Qattanin, der alte Baumwollmarkt. Einst Herz und Pulsader einer Weltmetropole der Textilkunst, schimmerte er im Glanz feinster Stoffe und lebendiger Traditionen. Doch in seinen Schatten lagerten auch die dunklen Geschichten der Vergangenheit, als hier nicht nur Seide und Baumwolle, sondern auch Menschen zum Handel standen.
Der folgende Beitrag von Idriss Al-Jay lädt zu einem besonderen Streifzug durch die Altstadt von Fès ein - genauer gesagt in den Sūq al-Qattanin, den historischen Baumwollmarkt, der seit Jahrhunderten das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben dieser Stadt geprägt hat. Der Autor hat die Geschichte und Gegenwart dieses Ortes mit großer Sorgfalt recherchiert und zu einem vielschichtigen Text verwoben, in dem sich präzise historische Fakten und reichhaltige mündliche Überlieferungen zu einem lebendigen Gesamtbild ergänzen.
Der Artikel führt die Leserinnen und Leser von der Blütezeit der Textilkunst, als Fès ein pulsierendes Zentrum des Handels zwischen Afrika, dem Orient und Südeuropa war, über die Veränderungen durch den Einfluss europäischer Waren im 19. Jahrhundert bis hin zu weniger bekannten, oft verdrängten Kapiteln wie dem Sklavenhandel, der hier bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts betrieben wurde.
Darüber hinaus beleuchtet er das kulturelle und geistige Umfeld des Marktes - von der Sufi-Tradition über herausragende Persönlichkeiten der Stadtgeschichte bis zu den Legenden und Volksglauben, die sich um bestimmte Orte ranken und bis heute unter den Bewohnern weitergegeben werden. Wer diesen Beitrag liest, begegnet nicht nur einem historischen Markt, sondern auch einer lebendigen Chronik, in der sich Handwerk, Handel, Spiritualität und Erinnerung zu einem einzigartigen, farbenreichen Gewebe verbinden.