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Gärten als Orte des Lernens und der Meditation

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Am Anfang gab es nur die Natur als einen blühenden Garten der Ursprünge, in dem Wasser reichlich floss sowie Pflanzen und Tiere gediehen. Ein Garten, den bisher noch kein Mensch betreten und den keine Menschenhand geformt hatte.

Jardin Majorelle in Marrakesch, Foto: Eberhard Hahne

Dieses Paradies war das erste Zuhause des Menschen, der noch weitere erschaffen wollte. So entstand die Landwirtschaft, gefolgt von der Gartenkunst, die dann der Mensch noch mit Symbolen ausschmückte.

Am Anfang dominierte die Natur

Marrakesch Jardin Majorelle, Foto: Abderrazzak BenchaâbaneIm Norden Mesopotamiens gab es in der semur-babylonischen Zeit neben kultivierten und natürlichen Räumen auch kostbare Lustgärten. Sie wurden von Herrschern geschaffen, die ihre Macht über ihre trockenen Staatsgebiete demonstrieren wollten, indem sie ihre Fähigkeit zur Beherrschung der Natur zeigten.

Das riesige persische Achämenidenreich, gegründet von König Kyros II., erstreckte sich im Altertum vom Indus bis zum Mittelmeer. Dieses Reich war die Geburtsstätte der ersten Lustgärten der Menschheitsgeschichte.

Jardin Majorelle ist ein ca. 4000 m² großer botanischer Garten in Marrakesch. Die Anlage gilt als einer der schönsten Gärten weltweit und ist mit jährlich 850.000 Besuchern die meistbesuchte Sehenswürdigkeit Marokkos.

Es war der Achämenidenkönig Kyros der Große, der im 6. Jahrhundert vor Chr. den Persischen Garten erschuf. Mit hohen Mauern vor neugierigen Blicken geschützt, erstreckte sich die Gartenanlage „Chagh Bagh“ über vier üppig angelegte Gärten, umgeben von vier Flüssen. Diese ersten Gärten, in den die verschiedensten Pflanzen wuchsen und Tiere lebten, waren das Jagdrevier der Achämeniden-Herrscher. Dieses Gartenmodell übte eine paradiesische Wirkung auf die Völker des Ostens aus. Es wurde als eine Projektion des himmlischen Edens betrachtet, in dem die Gesegneten willkommen geheißen werden sollten.

Die orientalische Bevölkerung lebte zu dieser Zeit in Oasen, die sie als einfache Gärten in feindlichen und trockenen Gebieten angelegt hatten… Das Wasser zu sammeln und zu verteilen, das war die eigentliche Kunst, der wir die Existenz dieser Gärten verdanken. Um ihre Überlegenheit und Macht gegenüber den einfachen Bürgern zu demonstrieren, brachten die Fürsten der damaligen Zeit die Wüste zum Blühen und gaben rauschende Feste. So nahmen sie Wasser an unfruchtbaren Orten in Besitz und kontrollierten die Brunnenanlagen. Die Gärten verwöhnten die Sinne mit Düften, dem Rauschen des Wassers und dem Gesang der Vögel. Sie schützten vor der Hitze. Pflanzen, Wasser und Wind sorgten für eine gewisse Kühle und wohltuende Feuchtigkeit.

Riad in der Altstadt von Fes, Foto: Eberhard Hahne

Gärten haben schon immer Diplomaten und Reisende fasziniert, die dann auch zu ihren besten Botschaftern wurden. Prinzen gaben sich früher alle Mühe, den besten Garten zu haben. Die persischen Miniaturen zeigen die Üppigkeit der Gärten mit ihren Wasserbecken, Brunnen, Pfeifen und dem Himmel, der sich im Becken in der Mitte des Gartens spiegelt.

Nach der Eroberung Persiens durch die Muslime ließen diese sich von Gärten inspirieren. Die Ausbreitung des Modells des geschlossenen Gartens erfolgte also schnell von der Mongolei über Mesopotamien und den Maghreb nach Andalusien. Jede dieser Kulturen hat dem ursprünglichen Modell ihren Stempel aufgedrückt. Das Ergebnis ist der arabisch-islamische Garten, den wir kennen und der sich heute von Ost nach West erstreckt. Er bietet eine große Vielfalt an unterschiedlichen Landschaften. Seine Merkmale (der zentrale Platz des Wassers im Garten, die Perspektive, die Art) bleiben jedoch unverändert.

Im Osten umfasst das Wort Garten Gemüsegärten, Obstgärten und Lustgärten. Der orientalische Lustgarten ist mit duftenden Pflanzen und Obstbäumen bepflanzt, in ihm befinden sich Springbrunnen, Rinnen und Teiche, denn Wasser muss man sehen und hören können. In diesen Wüstenregionen ist Wasser Mangelware und wer viel davon hat, muss ein reicher und starker Mann sein.

In der vorislamischen Zeit wurden die Gärten der Kalifen in Bagdad und Damaskus für Feste und irdische Vergnügungen genutzt. Die Moguln gaben dem Garten eine spirituelle Dimension, indem sie mehrere Könige und Prinzen in einer Präfiguration des Paradieses bestatteten. Das Taj Mahal ist ein Beispiel für einen Garten, der die ewige Liebe feiert.

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