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Tamimat as-Sahra - Zwischen Traum und Ewigkeit - Auszug aus Kapitel 1

Seite 2 von 2: Auszug aus Kapitel 1

Die Wüste, ein Ort der Stille und der unendlichen Weite, lockt mich mit ihrer geheimnisvollen Ruhe. Hier, wo ich einsam stehe, scheint der Horizont ins Unendliche zu reichen, als stünde ich am Rande der Welt. Doch ein trügerisches Gefühl der Nähe beschleicht mich, als könnte ich, die Augen schließend, die Hand ausstrecken und das Unsichtbare berühren.

Ein unwiderstehliches Verlangen ergreift mich, jene feine Linie zu erreichen, wo der Sand der Wüste auf das Blau des Himmels trifft, trotz der immensen Entfernung. Ich weiß nicht, warum ich so sicher bin, dass ich dieses Ziel mit meinem müden Körper erreichen kann, so wie mein Blick, ein unruhiger Wanderer, umherstreift und alles in sich aufnimmt.

Und so sammle ich diese Eindrücke, diese flüchtigen Momente, in den Tiefen meiner Seele, bereit, sie in unerwarteten Situationen wiederzufinden, deren Natur und Zeitpunkt mir noch verborgen sind. Eine innere Stimme, ein Gefühl der Bestimmung, treibt mich an, das Unbekannte zu erkunden und die Geheimnisse der Welt zu ergründen.

Obwohl die Gedanken, wie ein Sturmwind, mich warnten, während meine Füße im Sand, dem brüchigen Boden der Wüste, versanken, lastet die nächtliche Reise, lang und beschwerlich, bis an den Rand der Wüste, wie ein bleiernes Gewicht auf meiner Seele. Im Schoße des Busses, gefangen in der Dunkelheit, fand mein Auge keinen Frieden, keinen Schlaf, der die Müdigkeit des Leibes hätte lindern können.

Die Erwartung, die unbestimmte Ahnung von dem, was die Wüste mir offenbaren würde, hielt meinen Geist in ständiger Bewegung. Ich sah Bilder, erschuf Szenarien, malte mir meine eigene Ohnmacht aus in dieser fremden Welt, wo alles Leben, wie ich glaubte, erloschen war. Und so, in ständiger Unruhe, zerstörte ich meine eigenen Illusionen, um neue zu erschaffen, ein endloses Spiel der Einbildungskraft.

Wäre die Reise am Tage geschehen, so hätte das Auge sich an den wechselnden Bildern der Landschaft ergötzt. Doch die Nacht, sie zwingt uns in die Enge des Inneren, wo nur die Erinnerung und die Phantasie uns Gesellschaft leisten. So sucht der Geist, in der Dunkelheit gefangen, nach Bildern, nach Geschichten, um die Last der Reise, die Mühsal des Weges, zu ertragen.

Tamimat as-Sahra (تميمةالصحراء), ein Roman von Mustapha Laghtiri. Erste Ausgabe: 2025, Verlag Al-Ghaliya für Literaturveröffentlichungen. Übersetzung aus dem Arabischen durch die Redaktion von marokko.com. Siehe auch "Wellen der Stille: Zwischen Magie, Mythos und Wüste"
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