Tamimat as-Sahra - Zwischen Traum und Ewigkeit
Die Wüste - ein Ort des ewigen Wandels, ein Ozean aus Sand, der Geheimnisse bewahrt und Wahrheiten enthüllt. In Tamimat as-Sahra entfaltet sich eine Geschichte, die weit über eine bloße Reise hinausgeht. Sie ist eine Allegorie der Suche nach Erkenntnis, ein Ringen mit den Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit.
Tamimat as-Sahra (تميمةالصحراء), ein Roman von Mustapha Laghtiri
Der Protagonist, getrieben von einer alten Prophezeiung, dringt tief in eine Welt vor, die ihm nach und nach ihre verschlüsselten Botschaften enthüllt. Die Wüste wird zum Sinnbild der menschlichen Existenz - unerbittlich, faszinierend und voller versteckter Wahrheiten.
Die Geschichte setzt mit der Einführung der Hauptfigur ein, einem Mann, dessen Name in den Legenden der Nomaden widerhallt. Er folgt einer Spur, die ihn tief in die Wüste führt, getrieben von einer inneren Sehnsucht nach Wissen und einem uralten Versprechen. Die Weite der Landschaft wirkt auf ihn wie eine endlose Leere, doch er spürt, dass sich unter dem Sand die Schatten der Vergangenheit verbergen. "Der Wind jagte über die endlosen Sanddünen, ein Flüstern aus einer anderen Zeit. Jeder Schritt, den er tat, schien ihn weiter von der bekannten Welt zu entfernen, tiefer in ein Geheimnis, das sich nur jenen offenbarte, die bereit waren, sich selbst zu verlieren."
Auf seinem Weg begegnet er einem alten Nomaden, der ihm eine Weissagung zuflüstert. Seine Worte sind so undeutlich wie der Nebel, der sich in den Morgenstunden über den Horizont legt. "Du suchst den Schatz? Dann wisse, dass er nicht aus Dingen gemacht ist, die du greifen kannst. Er ist wie der Wind - sichtbar in seinen Spuren, doch niemals zu fassen."
Prüfungen und Illusionen
Die Prophezeiung lenkt den Protagonisten auf einen Pfad voller Rätsel und Prüfungen. Die Wüste offenbart ihm Zeichen, die sich nur mit dem rechten Blick entschlüsseln lassen. Er trifft auf eine geheimnisvolle Frau, die mehr zu wissen scheint, als sie preisgibt. Ihre Augen, tief wie die Brunnen vergessener Oasen, sind Zeugen von Geschichten, die nicht in Büchern stehen. "Der Sand unter seinen Füßen schien sich zu bewegen, als hätte er eigenes Leben. 'Die Wüste spricht zu dir', sagte sie. 'Doch du verstehst ihre Sprache noch nicht.' Ihre Stimme klang wie ein ferner Hall, als gehöre sie nicht ganz zu dieser Welt."
Langsam beginnt er, die Welt um sich anders wahrzunehmen. Visionen durchdringen seine Sinne: Schatten von Reitern, die über die Dünen jagen, Stimmen, die aus dem Nichts zu kommen scheinen. Er fragt sich, ob er sich in der Realität oder in einem Traum bewegt.
Die Wüste ist nicht nur eine geographische Weite, sondern eine seelische. Sie stellt Fragen, zwingt zur Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit. Der Protagonist entdeckt eine Oase, deren Wasser eine ungewöhnliche Eigenschaft hat: Wer hineinblickt, sieht nicht sein Spiegelbild, sondern Szenen aus seinem tiefsten Inneren. "Er kniete am Ufer nieder, die Hitze der Sonne auf seiner Haut, und blickte in das Wasser. Doch was er sah, war nicht sein eigenes Gesicht. Es war ein „Antlitz“ aus Erinnerungen, gezeichnet von Fehlern und verpassten Chancen. 'Was ist das?', flüsterte er. 'Es ist die Wahrheit', antwortete die Stimme hinter ihm."
Verwirrt und aufgewühlt setzt er seine Reise fort. Die Stimmen der Vergangenheit begleiten ihn, und jeder Schritt in den Sand fühlt sich schwerer an, als trüge er mehr als nur seinen Körper durch diese Welt.
Die Offenbarung
Schließlich erreicht er den Ort, an dem sich die Prophezeiung erfüllen soll. Doch statt eines physischen Schatzes findet er nur endlose Weite. Hier, an der Schwelle zwischen Erwartung und Enttäuschung, begreift er die Wahrheit. Der Schatz war nie eine greifbare Sache, sondern eine Erkenntnis: Die Wüste selbst ist das Geheimnis, ein Spiegel des inneren Seins. "Als der letzte Sandsturm sich legte, blieb nichts zurück als eine endlose Stille. Er stand inmitten der Weite, ohne Antworten, ohne Ziele. Und doch wusste er: Die Suche war nie im Außen gewesen. Sie hatte immer in ihm selbst gelegen.
Die Wüste, ein Ort der Stille und der unendlichen Weite, lockt mich mit ihrer geheimnisvollen Ruhe. Hier, wo ich einsam stehe, scheint der Horizont ins Unendliche zu reichen, als stünde ich am Rande der Welt. Doch ein trügerisches Gefühl der Nähe beschleicht mich, als könnte ich, die Augen schließend, die Hand ausstrecken und das Unsichtbare berühren.
Ein unwiderstehliches Verlangen ergreift mich, jene feine Linie zu erreichen, wo der Sand der Wüste auf das Blau des Himmels trifft, trotz der immensen Entfernung. Ich weiß nicht, warum ich so sicher bin, dass ich dieses Ziel mit meinem müden Körper erreichen kann, so wie mein Blick, ein unruhiger Wanderer, umherstreift und alles in sich aufnimmt.
Und so sammle ich diese Eindrücke, diese flüchtigen Momente, in den Tiefen meiner Seele, bereit, sie in unerwarteten Situationen wiederzufinden, deren Natur und Zeitpunkt mir noch verborgen sind. Eine innere Stimme, ein Gefühl der Bestimmung, treibt mich an, das Unbekannte zu erkunden und die Geheimnisse der Welt zu ergründen.
Obwohl die Gedanken, wie ein Sturmwind, mich warnten, während meine Füße im Sand, dem brüchigen Boden der Wüste, versanken, lastet die nächtliche Reise, lang und beschwerlich, bis an den Rand der Wüste, wie ein bleiernes Gewicht auf meiner Seele. Im Schoße des Busses, gefangen in der Dunkelheit, fand mein Auge keinen Frieden, keinen Schlaf, der die Müdigkeit des Leibes hätte lindern können.
Die Erwartung, die unbestimmte Ahnung von dem, was die Wüste mir offenbaren würde, hielt meinen Geist in ständiger Bewegung. Ich sah Bilder, erschuf Szenarien, malte mir meine eigene Ohnmacht aus in dieser fremden Welt, wo alles Leben, wie ich glaubte, erloschen war. Und so, in ständiger Unruhe, zerstörte ich meine eigenen Illusionen, um neue zu erschaffen, ein endloses Spiel der Einbildungskraft.
Wäre die Reise am Tage geschehen, so hätte das Auge sich an den wechselnden Bildern der Landschaft ergötzt. Doch die Nacht, sie zwingt uns in die Enge des Inneren, wo nur die Erinnerung und die Phantasie uns Gesellschaft leisten. So sucht der Geist, in der Dunkelheit gefangen, nach Bildern, nach Geschichten, um die Last der Reise, die Mühsal des Weges, zu ertragen.
Tamimat as-Sahra (تميمةالصحراء), ein Roman von Mustapha Laghtiri. Erste Ausgabe: 2025, Verlag Al-Ghaliya für Literaturveröffentlichungen. Übersetzung aus dem Arabischen durch die Redaktion von marokko.com. Siehe auch "Wellen der Stille: Zwischen Magie, Mythos und Wüste" |
Zurück zu Beitragsanfang