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Bibliothek al-Qarawiyyin: Ein Spiegel marokkanischer Gelehrsamkeit

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Im urbanen Geflecht der Altstadt von Fès liegt ein kultureller Knotenpunkt, an dem sich Gelehrsamkeit, Handwerk und Erinnerung auf besondere Weise begegnen: die Bibliothek der Qarawiyyin. Dieser Beitrag ist eine Annäherung an einen historischen Ort intellektueller und materieller Praxis.

Im Herzen dieser lebendigen Topographie liegt nicht nur die ehrwürdige Bibliothek der Qarawiyyin, sondern ein gesamter geistiger und urbaner Kosmos, der von der Energie seiner Bewohner, der Tiefe seiner Institutionen und der Widerständigkeit seiner kulturellen Praktiken getragen wird.

Der folgende Beitrag von Idriss Al-Jay zeichnet keine lineare Chronik, sondern ein feingliedriges Mosaik: Er folgt den Spuren legendärer Gelehrter ebenso wie den leisen Bewegungen der Kupferschmiede, der Erzähler auf den Plätzen, der Stimmen aus den Medresen. Er durchmisst Plätze, Märkte, Brücken, Schulen und Winkel, in denen sich das Weltliche und das Spirituelle durchdringen - von der Kunst des Tarab al-Malhun [eine traditionelle Form der musikalisch-poetischen Darbietung aus Marokko, bei der der Malḥun, ein kunstvoller, oft volksnaher Versgesang in klassischem Arabisch oder Dialekt, vorgetragen wird.] bis zur kontemplativen Stille der Handschriftenkammer.

Diese Topographie des Wissens und des Widerstands, der Frömmigkeit und der Alltagskunst, erscheint hier nicht als museale Erinnerung, sondern als atmender Organismus. Die Bibliothek ist sein Herz, doch der Körper erstreckt sich weit über sie hinaus - durch Räume und Zeiten, durch Sprache, Geste, Klang und Schrift. Diese Schrift ist eine Annäherung an diesen Körper: ein Versuch, das Schweigen der Dinge, die Musik der Orte und die Kraft der Erinnerung in Worte zu fassen.

 

Ein zeitloses Heiligtum des Wissens
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