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Im Licht der Erkenntnis wächst das Dunkel des Wissens

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In der hier vorliegenden Reflexion entwirft Abdelhak Najib ein vielschichtiges, schonungslos ehrliches Panorama des geistigen, sozialen und existenziellen Zustands der modernen Menschheit. In einer hochpoetischen, aphoristisch dichten Sprache analysiert er die Entfremdung des Individuums, das Scheitern gesellschaftlicher Systeme, das Verlorensein im Lärm der Mittelmäßigkeit und den einsamen Weg zur Selbsterkenntnis.

Im Licht der Erkenntnis, Foto mit Hilfe von Gemini erstellt

Je tiefer man in die Meditation eindringt, desto deutlicher wird die Einsicht: Wahres Wissen beginnt mit der demütigen Erkenntnis des eigenen Unwissens. Abdelhak Najib beginnt mit der scharfen Beobachtung, dass in der modernen Gesellschaft jeder Mensch sich selbst eine Bedeutung zuschreibt, ungeachtet seiner tatsächlichen Tiefe oder seines Wirkens - und dass diese Selbstinszenierung nicht nur toleriert, sondern zur Norm erhoben wurde. So wird das Äußere zur zweiten Natur, die die erste verdrängt.

Der geistige Weg des Menschen ist ein mühevoller, oftmals schmerzhafter Prozess, durchzogen von Verlust, Einsamkeit und Widerstand gegen die Verflachung. Je mehr man liest, denkt, reist, je intensiver man sich den großen Geistern der Vergangenheit aussetzt und sich den Sirenen der Banalität widersetzt, desto klarer wird: Der Weg zu sich selbst ist lang, nie vollendet und stets bedroht durch die Verlockungen der Anpassung. Die wahre Reife kommt nicht von Erfolgen, sondern aus dem Scheitern, aus dem Schmerz und aus der beständigen Weigerung, sich dem Mittelmaß zu unterwerfen.

Gegenüber der Masse - jenem Konglomerat aus Nachahmern, Mitläufern und Lautsprechern - bleibt nur der Rückzug. Denn das Wesen des Sozialen ist nicht Gemeinschaft, sondern das Unvermögen des Einzelnen, mit sich selbst allein zu sein. Deshalb bleibt derjenige, der wahrhaft lebt, ein Außenseiter - ein Einzelner, der seinen Kampf nicht mit der Welt, sondern mit sich selbst führt. Das Denken, das Fragen, das stete Ringen um Sinn wird zu seiner Waffe und seinem Schild.

Die Welt indes bleibt feindlich gegenüber dem freien Geist. Die Gesellschaft, schreibt Abdelhak Najib, ähnelt einem Kunstwerk, das keine Antworten gibt, sondern Fragen aufwirft. Nur wer über innere Reichtümer verfügt, ist in der Lage, sich dieser Gesellschaft zu entziehen. In der Tradition von Schopenhauer, Boileau, Giraudoux und Marc Aurel verweist der Text auf die ewige Wiederkehr menschlicher Niedertracht - auf Neid, Eitelkeit, Gier und Gewalt, die in jedem Zeitalter ihre Fratzen zeigen. Der Mensch, sagt Schopenhauer, ist ein Raubtier, das nur durch den Staat gezähmt wird. Und selbst dann bleibt sein Innerstes ungezähmt.

Diese düstere Anthropologie führt jedoch nicht in die Hoffnungslosigkeit, sondern in die entschlossene Selbstverantwortung. Nichts sei dem Zufall überlassen, alles sei eine Frage des Charakters, der Entscheidungen und des aufrechten Gangs. Wer gefallen ist, hat aufzustehen. Wer lebt, muss dies mit Würde tun - oder gar nicht.

Abdelhak Najib ruft zu einem inneren Heroismus auf, der sich nicht durch äußere Taten, sondern durch geistige Klarheit und seelische Integrität auszeichnet. Die Welt, in der wir leben, lebt vom Lärm, von der Meinung, von der Pose. Dagegen steht das stille, tiefe Wissen, das sich in der Einsamkeit formt. Wer mit den Wölfen heult, verliert sich selbst; wer aber den Mut hat, allein zu denken, zu fühlen und zu handeln, gewinnt eine innere Freiheit, die jenseits der gesellschaftlichen Maskerade liegt.

 

Je mehr wir denken
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