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Einladung zum Tee

Ein ganz besonderes Erlebnis ist es, zum Tee eingeladen zu werden. Die ganze Familie versammelt sich, und der Gast wird aufgefordert, Platz zu nehmen. Das Equipment steht schon bereit: Ein Gaskocher, ein Kochgefäß mit Wasser, eine Teekanne, Grüntee, Zucker und frische Minze (die beste Minze kommt übrigens aus der Meknesregion).

Tee mit Minze an der Atlantikkueste, Foto: Muriel BrunswigKaum sitzt man, beginnt die Zubereitung. »Whisky Marocain«, »marokkanischen Whisky«, nennen die Einheimischen den Tee, denn er soll Kraft geben und die Müdigkeit verjagen.

Für die Zubereitung lässt sich der Gastgeber bzw. die Gastgeberin Zeit. »Die Europäer haben die Uhren – wir haben die Zeit«, sagt ein marokkanisches Sprichwort. Zunächst wird eine halbe Handvoll gerollter Teeblätter in eine Kanne gefüllt und ein wenig kochendes Wasser darübergeschüttet; nach einigen Sekunden gießt der/die Gastgeber*in das Wasser wieder aus. Diesen Vorgang wiederholt man zweimal, bis der Tee sauber und vorgequollen ist.

Nun wird die Kanne mit einem Stück Zucker von etwa halber Faustgröße bestückt, dazu wird frische Minze gegeben, am  besten einen halben Bund. Und danach die Kanne bis zum Rand mit kochendem Wasser gefüllt. Wer nun denkt, der Tee sei fertig, irrt. Denn die Kanne kommt noch einmal auf den Gasherd, bis der Tee mehrmals aufgekocht ist. Erst jetzt ist er gut.

Ein Tablett mit Teegläsern wird gerichtet und der Tee aus hoher Höhe in die Gläser gegossen. Dabei entsteht Schaum, und je mehr Schaum entsteht, desto besser schmeckt der Tee. Der Gast erhält immer das erste Glas. Der Tee ist heiß und süß – und er weckt die Lebensgeister.

Lasst Euch "Attay" gut schmecken!

Attay: so wird der Minztee in Marokko genannt.

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