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Tanger hat sich verändert, ist aber dennoch ein Ort voller Charme und Geschichte geblieben

Die Medina und die Kasbah von Tanger erschienen in einem so tadellosen und erneuerten Zustand, dass ich es kaum für möglich gehalten hätte. Selbst das einstige Revier der Schmuggler am Hafen hatte sich zu einem ansprechenden Viertel gewandelt. 

Tanger im Mai 2024, Foto Muriel Brunswig Tanger im Mai 2024, Foto Muriel Brunswig Tanger im Mai 2024, Foto Muriel Brunswig Tanger im Mai 2024, Foto Muriel Brunswig
Tanger im Mai 2024, Foto Muriel Brunswig Tanger im Mai 2024, Foto Muriel Brunswig Tanger im Mai 2024, Foto Muriel Brunswig Tanger im Mai 2024, Foto Muriel Brunswig

Mein Reiseführer Marokko, Foto: Muriel BrunswigNach acht Jahren kehrte ich endlich nach Tanger zurück. Früher überließ ich die Recherche für meine Bücher gerne meinen Freundinnen oder meiner Familie. Doch dabei ging etwas Wesentliches verloren: die Stimmung. Andere können zwar darüber berichten, aber beim Schreiben fließt die Stimmung nur durch meine eigenen Finger in die Tastatur.

Es war an der Zeit, Tanger wieder zu besuchen. Ich war mir bewusst, dass sich die einstige weiße Stadt am Zusammenfluss von Mittelmeer und Atlantik verändert hatte, aber ich war nicht auf den enormen Wandel vorbereitet.

Die gesamte Medina und Kasbah waren so sauber und renoviert, wie ich es mir nicht hätte vorstellen können. Selbst in Marrakesch gibt es immer noch verfallene, schmutzige Ecken in der Altstadt. Doch in Tanger? Fehlanzeige. Das einstige Gangster- und Schmugglerviertel direkt am Hafen hatte sich in ein schmuckes Viertel verwandelt. Gott sei Dank nicht überrenoviert, aber dennoch fehlte der ganz alte marode Charme. Natürlich, das musste so sein. Viele der alten Cafés waren verschwunden, ersetzt durch Concept-Stores und schicke Saftbars, oft auf Dächern oder in kleinen Hinterhöfen. Selbst die Fils du Detroit, die alte Musikergemeinschaft neben der Kasbah auf dem Hügel, war noch immer da und musizierte, doch nun warb sie mit Instagram auf ihren alten Fensterläden. Die Zeiten ändern sich.

Tanger im Mai 2024, Foto: Muriel Brunswig

Tanger, das Tor zur Medina (Altstadt) im Mai 2024, Foto: Muriel BrunswigTanger ist für mich definitiv die Entdeckung des Jahres! Nicht nur die Kasbah und die Medina, sondern die gesamte Stadt. Doch es fehlt ein wenig das Alte. Ich bin mir jedoch bewusst, dass dies eher eine nostalgische Sehnsucht der Privilegierten ist, zu denen auch ich gehöre. Für die Bewohner der Medina ist es zweifellos besser geworden. Heute hätte ich auch keine Angst mehr, nachts durch die Medina zu gehen, was vor acht Jahren noch anders war.

Dennoch frage ich mich, wohin all die armen Menschen verschwunden sind, die Bettler, Kleinkriminellen, die illegal in Tanger lebten. Sicherlich hat die Politik Marokkos einiges getan, um ihre Zahl zu verringern. Man kann auch kritisch gegenüber der Regierung sein, doch selbst Kritiker erkennen an, dass sich die soziale Situation im Land verbessert hat. Natürlich können diese Probleme nicht einfach simsalabim verschwinden. Mir ist bewusst, dass viele von ihnen aus der schmucken Innenstadt vertrieben wurden, aber ich habe auch die Umgebung erkundet und keine Armenviertel gefunden. Wo sind sie also?

Tanger im Mai 2024, Foto: Muriel BrunswigTanger, die internationale Stadt mit spanischen Einflüssen, Foto Muriel BrunswigAuffallend war die Internationalität der Stadt. Ähnlich wie in den 30er, 40er und 50er Jahren versprüht Tanger auch heute wieder - im Vergleich zu vor acht Jahren - einen extrem internationalen Flair. Dieses Mal habe ich so viele unterschiedliche Sprachen gehört, vor allem Spanisch, aber auch Menschen aus allen Teilen der Welt waren präsent. Aus Indien, China, Italien, Frankreich und einigen anderen Ländern. Deutsche waren wenige vertreten, dafür mehr aus Großbritannien und den USA. Auffällig war, dass ich keine russische Sprache oder ähnliches gehört habe, was mich überrascht hat.

Mit meinem nächsten Besuch nach Tanger werde ich sicherlich nicht noch einmal acht Jahre warten, besonders wenn ich bedenke, dass der Flughafen nur 100 km von meinem Zuhause entfernt ist und Direktflüge anbietet, die nur 2,5 Stunden dauern. Diese Gelegenheit werde ich definitiv nutzen. Bis dahin wird die fast vollständig renovierte Strandpromenade samt Hafen voraussichtlich fertig sein. Schon jetzt sind die gläsernen Aufzugtürme für das unterirdische Parkhaus fertiggestellt. Es fehlen nur noch die offenen Zufahrten. Die Entwicklung ist beeindruckend.

Der Strand in Tanger war bei meinem letzten Besuch bemerkenswert sauber, obwohl Jetskifahren, das früher möglich war, nun untersagt ist. Dies liegt daran, dass zu viele Menschen die Jetskis nutzten, um illegal nach Spanien zu gelangen, was zu Unfällen und gefährlichen Situationen führte. Jetzt ist es verboten, entlang der marokkanischen Mittelmeerküste der Straße von Gibraltar Jetskis zu verwenden, was die Sicherheit verbessert hat. Auch wenn dieser Aspekt der Küstenkultur nun eingeschränkt ist, bietet Tanger weiterhin eine Fülle anderer attraktiver Möglichkeiten für Besucher.

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