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Reiseführer-Landkarte J10: Essaouira - Zwischen Wind, Geschichte und Zauber

Es gibt Städte, die man durchschreitet - und solche, die einen durchdringen. Essaouira gehört zur zweiten Art. Der Wind kennt hier jedes Geheimnis, das Licht fällt anders, die Stille spricht lauter. Wer sich nicht treiben lässt, sondern tiefer blickt, findet zwischen Steinen und Salz eine Geschichte, die niemand erzählt - aber jeder spürt.

Essaouira: Tagestouristen eilen durch die Gassen, folgen ihrem Guide mit hochgehaltenem Schirm. Souvenirjäger drängen sich in die kleinen Boutiquen, beäugen die Waren und versuchen zu feilschen. Jugendliche sammeln sich an der Scala du Port, stets auf der Suche nach dem besten Fotomotiv. Surfer erscheinen gegen Mittag in Neoprenanzügen am Strand, prüfen konzentriert Wind und Wellen. Café- und Restaurantbesitzer preisen lautstark ihre Menüs an - in der Hoffnung, vorbeigehende Gäste zu gewinnen.

Doch Essaouira kann auch anders sein

Nur wenige wissen, dass sich in der Medina zahllose Zaouïas - religiöse Schulen und spirituelle Rückzugsorte - verbergen.

Essaouira, Zaoia_Sidna_Bilal, Foto: marokko-erfahren.deAcht ehemalige Konsulate aus dem 19. Jahrhundert erinnern an eine Zeit florierender Handelsbeziehungen, die Essaouira einen kosmopolitischen Charakter verliehen haben, der bis heute spürbar ist - wenn man genau hinsieht.

An der Fassade des ehemaligen französischen Konsulats findet sich eine Gedenktafel, die an den Besuch von Charles de Foucauld am 28. Januar 1884 erinnert. Auf seiner Fußreise durch Marokko kam er aus Tissint, nur um in Mogador Post aufzugeben - und auf die Antwort zu warten.

Etwas außerhalb der Stadtmauern liegt der christliche Friedhof, auf dem einstige Konsulatsangehörige in landestypischen Grabstätten ruhen. Ein Spaziergang zwischen den Gräbern vermittelt eindrucksvoll die Vielfalt der hier vertretenen Kulturen.

Essaouira Christlicher Friedhof, Foto: marokko-erfahren.deWas vielen kaum bewusst ist: Auch jenseits der Stadt bietet Essaouira faszinierende Möglichkeiten - besonders dann, wenn der Reiz des Einkaufens nachlässt. Nordöstlich erhebt sich das eisenhaltige Bergmassiv Jbel Hadid, wo Geschichte und Zukunft ein eindrucksvolles Zwiegespräch führen. Entlang des gesamten Gipfelkamms reihen sich Windräder aneinander - Teil eines gigantischen Windparks, der 2023 in Betrieb genommen wurde und Strom für über eine Million Menschen liefern soll. Über eine breite Piste ist das Höhenplateau gut zugänglich, und die Aussicht ist atemberaubend. Steht man am Fuß eines Windrads und blickt in den Himmel, fühlt man sich plötzlich winzig.

Am Südhang des Massivs liegt die Grotte Bizmoune, ein Ort von archäologischer Bedeutung: Hier entdeckten Forscher 2007 Steinwerkzeuge aus der mittleren Steinzeit sowie rund 4000 Jahre alte Muscheln und Knochenreste. Wer das unwegsame Gelände bis zur Grotte durchquert, wird mit Stille und einer überwältigenden Aussicht belohnt.

Nicht umsonst trägt das Massiv den Namen „Eisengebirge“. Schon die Forschungsreisenden Joseph Thomson und Theobald Fischer berichteten in den 1890er Jahren von Spuren der Eisenverarbeitung in einer Mine, die noch heute nahe der Piste liegt. In einigen Höhlen sind die Rückstände der einstigen Verhüttung bis heute sichtbar.

Mühlenstein, Foto: marokko-erfahren.de

Salinen, Foto: marokko-erfahren.deAm Fuß dieser zukunftsweisenden Energiearchitektur wurden einst Mühlsteine aus dem Gestein geschlagen - ihre runde Form ist noch heute an liegengebliebenen Fragmenten erkennbar. Der Name des nahegelegenen Ortes Aïn Lahjar (Quelle der Steine) erhält hier greifbare Bedeutung. Ein Spaziergang durch seine Oase offenbart weitere kleine Wunder.

Bevor sich die Piste zum Gipfel des Jbel Hadid windet, wird auf der Ebene in traditioneller Handarbeit Salz aus flachen Verdunstungsbecken geschöpft. In den Sommermonaten, wenn die Sonne erbarmungslos scheint, kann man den Arbeitern dabei zusehen. Und man fragt sich unwillkürlich: Was mögen sie wohl denken, wenn ihr Blick vom Salzboden zu den Windrädern am Horizont wandert? 
 

J10 Essaouira Sidi Kaouki Jbel El Hadid ISBN 9783943752717 backJ10 Essaouira Sidi Kaouki Jbel El Hadid ISBN 9783943752717 frontReiseführer-Landkarte J10

Essaouira • Sidi Kaouki • Jbel El Hadid + Altstadtplan Essaouira • ISBN_9783943752717

Ausflüge und zahlreiche Ziele einschließlich GPS-Daten, Fotos und vielen Informationen können Sie nachvollziehen auf der touristischen Landkarte

  • Blick auf die Textseite
  • Infos zur Karte
  • Autor & Herausgeber: A.+ B. Conrad, marokko-erfahren
  • Kartographie: marokko-erfahren, Kartographische Beratung Prof. Dr. Uwe Ulrich Jäschke
  • Deutsch, Englisch und Französisch
  • Verlag Huber
  • Erscheinungsjahr: 2025
  • 841 x 594 mm, gefaltet 105 x 195 mm
  • 112 Farbfotos

Dreisprachige (de. / en. / frz.) äußerst detaillierte touristische Landkarte / Reiseführer von Marokko.

Von den über 150 auf der Kartenseite markierten Zielen werden mehr als 100 auf der Reiseführerseite detaillierter beschrieben und sind mit Koordinatenangaben versehen.

Mit Hintergrund-Informationen zur Geschichte, zu Besichtigungsmöglichkeiten und weiteren Besonderheiten.

Der zusätzlich enthaltene Cityplan der von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannten Altstadt im Maßstab 1:15.000 weist auf zahlreiche historische sowie kulturelle Sehenswürdigkeiten hin

  • Migdol - Mogador - Essaouira: Steckbrief zur Geschichte der Stadt
  • Hinweise auf Museen und historisch bedeutende Gebäude
  • Windparkanlage und Höhlen am Jbel El Hadid
  • Kasbahs von beeindruckender Größe im Hinterland
  • Museale Technik im Leuchtturm von Cap Sim
  • Aussteigerparadies Diabat für Jimy Hendrix u.a.
  • Ausflugstipps Richtung Safi mit portugiesischem Fort und traditioeller Salzgewinnung
  • Hinweise auf Beschreibungen von Theobald Fischer, Charles de Foucauld, Gerhard Rohlfs, Marquis René de Segonzac, Joseph Thomson und Werner Wrage
  • Wochenmarkttage (Souks)

Kontraste erleben zwischen der lebhaften Multikulti Stadt mit ihren Shopping-Möglichkeiten und Ausflügen in das ruhige Hinterland.

Zusammentreffen zwischen vorgestern und übermorgen am Jbel El Hadid:

Bereits 470 v. Chr. berichtet Hanno der Seefahrer vom Eisenerz-Abbau, die Grotte Bizmoune ist für ihre archäologischen Funde bekannt geworden. In Aïn Lahjar wurden einst Mühlsteine aus den Felsen geschnitten. Auf dem Bergkamm versorgt heute eine gigantische Windparkanlage zahlreiche Haushalte mit grünem Strom.

Die Hinweise auf die Berichterstattung der Forschungsreisenden des 19. und 20. Jh. vermitteln einen bildhaften Eindruck. U.a. werden das Leben und die friedliche Koexistenz zwischen Muslimen, Juden und Christen beschrieben.

Surfer kommen nicht nur in Essaouira, sondern auch in Sidi Kaouki und Cap Sim auf ihre Kosten.

Auf diesem Blatt vereinen sich Ziele und Ausflugstipps für Naturliebhaber, Wanderer und Geschichtsinteressierte.