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Zwischen Glauben und Vernunft: Die Suche nach Hoffnung und Selbstfindung

In einer Welt, die von Unsicherheiten und Widersprüchen geprägt ist, steht der Mensch vor einer zentralen Frage: Wie lässt sich leben, wenn weder Glaube noch Vernunft die menschliche Existenz zu retten vermögen? Der Glaube erweist sich oft als unzureichend, während die Logik die Absurdität des Lebens entblößt - eine Summe unendlicher Widersprüche.

Der Mensch in der gewaltigen Natur, Foto mit Hilfe von ChatGPT erstellt

 

Abdelhak Najib ruft dazu auf, die Tragik des Lebens zu akzeptieren, unabhängig und schöpferisch zu bleiben und aus Widrigkeiten zu lernen. In einer Welt voller Bosheit und Oberflächlichkeit plädiert er für innere Stärke, Großherzigkeit und die Konzentration auf das Wesentliche.

Najib fordert dazu auf, sich nicht in Oberflächlichkeiten und Schnelllebigkeit zu verlieren, sondern innezuhalten und die eigenen Werte zu reflektieren. Der philosophische Ansatz könnte für Leser mit weniger Interesse an existenziellen Fragen schwer zugänglich sein. Dennoch ist die Botschaft universell: Der Mensch findet Erfüllung durch Resilienz, Reflexion und die bewusste Akzeptanz seiner menschlichen Natur.

Angesichts dieser unlösbaren Gleichung bleibt der rationale Ansatz machtlos, besonders bei Menschen, die sich weigern, rational zu denken. Das Resultat ist ein tiefer Zweifel, der sowohl Glauben als auch Vernunft in ihrer Wirkungslosigkeit entblößt.

Diese Diskrepanz spiegelt sich nicht nur im Geist, sondern auch im Körper wider. Oft scheint die Seele am Boden, während der Körper äußerlich aufrecht bleibt. Trotz innerer Zerrüttung atmet der Mensch, geht weiter, denkt und urteilt. Doch das bloße Bewusstsein, dass die Seele fällt, während der Körper stark wirkt, reicht nicht aus, um die Lebensenergie in einem entleerten Körper wieder zu erwecken.

Ein weiteres Dilemma zeigt sich in der Diskrepanz zwischen echtem Denken und bloßem Meinungsäußern. Wenige sind in der Lage, wirklich tiefgründig zu denken, während viele sich vorschnell auf Meinungen stürzen. Angesichts der gebeugten Seele und des sich aufbäumenden Körpers bleibt als einziger Ausweg die bedingungslose Akzeptanz der eigenen Existenz und ihrer Beschränkungen.

Der Mensch besitzt jedoch eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Resilienz. Mit jedem Schicksalsschlag verliert die Seele ein Stück ihrer Kraft, doch die Widerstandsfähigkeit bleibt ungebrochen. Diese Fähigkeit, trotz Verlust und Schmerz weiterzugehen, ist das Zeugnis der menschlichen Stärke - einer Stärke, die aus der Akzeptanz der eigenen Zerrissenheit geboren wird.

Meister des eigenen Lebens: Die Lehren der Prüfungen

Wer durch die Herausforderungen des Lebens geformt wurde, wird keinen anderen Meister haben als sich selbst. Doch dieser Meister ist gezeichnet - mit Narben, die von erlebten Prüfungen erzählen. Diese Makel, diese Risse, sind keine Schwächen, sondern Öffnungen, durch die Licht in die Tiefen der Seele fällt, in ihre unbekannten und dunklen Winkel. Darin liegt die höchste menschliche Lektion: Die Schwierigkeiten des Lebens machen uns zu Lehrern unserer selbst, gezeichnet und doch erleuchtet.

Das Lernen, so sagte Heraklit, ist wie eine zweite Sonne: Es erhellt den Weg, doch es kann auch verbrennen oder blenden. Deshalb ist es wichtig, gelegentlich die Augen zu schließen, um klarer zu sehen. Der Weg zur inneren Erleuchtung erfordert Vorsicht - nicht, um zu glänzen, sondern um tiefer zu verstehen.

Der erste Schritt auf diesem Weg ist es, in Einklang mit sich selbst zu sein. Das bedeutet, die eigene Unabhängigkeit in Gedanken und Handlungen zu bewahren - ohne sich zu verstellen oder sich für irgendjemanden oder irgendetwas zu verkaufen. Denn das Aufgeben des eigenen Herzens und der eigenen Seele wäre ein Angriff auf das eigene Selbst.

Das Ziel ist es, der Schöpfer des eigenen Lebens zu werden - ein Zustand, der die menschliche Existenz bereichert. Dies bedeutet, trotz aller Hindernisse und Widrigkeiten an sich zu arbeiten, um die eigene Seele zu stärken und das Leid anderer zu lindern. Es erfordert Mut, den Verlockungen der Dunkelheit und des Hasses zu widerstehen, die uns von unserem Weg abbringen wollen.

Wer sich dieser Aufgabe stellt, schafft nicht nur für sich selbst, sondern bringt auch ein Stück Licht in die Herzen anderer. Diese Fähigkeit, Licht inmitten von Schatten zu finden und weiterzugeben, ist der wahre Triumph der Menschlichkeit.

Die Kraft der Selbstbestimmung: Überwindung der Bosheit und der Stolz der Menschlichkeit

Die Art und Weise, wie wir in diesem Leben beurteilt werden, bestimmt unsere wahre Stärke. Denn jede Bosheit hat ihre Wurzel in der Schwäche desjenigen, der sie ausübt. Diese Erkenntnis erfordert Wachsamkeit und eine gewisse Immunität gegenüber den Angriffen derer, die mit ihrer eigenen Schwäche nicht umgehen können. Wer mit Güte und Wohlwollen gegenüber anderen handelt, wird früher oder später von der Bosheit derjenigen eingeholt, die nicht ertragen können, dass ein so menschliches Wesen wie er oder sie mitten unter ihnen existiert. Diese Menschen sind wie ein Rudel feiger und niederträchtiger Hyänen, die die Anwesenheit eines wahrhaft guten Menschen nicht dulden können.

Ein Verrat trifft uns oft aus dem Hinterhalt, doch dieser Schmerz beeinflusst nicht den Gang eines Menschen, der weiß, wohin er geht und was seine wahre Lebensaufgabe ist. Es ist diese innere Klarheit, die den inneren Frieden bewahrt und es ermöglicht, trotz aller Widrigkeiten weiterzugehen. Wie Alexandre Dumas sagte, sind wahrhaft großzügige Menschen immer bereit, Mitgefühl zu zeigen, wenn das Unglück eines Feindes die Grenze ihrer eigenen Feindschaft überschreitet.

Dies bedeutet, dass wir eine tiefgehende Großzügigkeit bewahren müssen, die über das hinausgeht, was uns angetan wird, und über den Hass, der uns entgegengebracht wird. Auf diese Weise können wir verhindern, dass unsere Seele von den schädlichen und primitiven Aspekten der menschlichen Dummheit und Hässlichkeit entstellt wird.

Es ist eine unumstößliche Wahrheit, dass der Mensch eine tief verwurzelte Neigung zur Bosheit und Grausamkeit hat. Er ist zu den schlimmsten Taten fähig und neigt dazu, das Schlechteste dem Guten vorzuziehen. Es liegt in seiner Natur. Doch der Mensch, der in den harten Prüfungen des Lebens geformt wurde, der ertragen und akzeptiert hat, ohne die Verantwortung auf andere abzuwälzen, kann mit Recht sagen, dass seine Seele nicht durch die toxischen Einflüsse der Gesellschaft korrumpiert werden kann.

Weder das Gute, das über uns gesagt wird, noch die "Zuckerworte", die uns hinter unserem Rücken beigebracht werden, sind von Bedeutung. Beides ist belanglos, denn schon immer, und besonders in der heutigen Zeit, messen die Menschen Lob und Tadel wie Geld, in der Hoffnung, es mit Zinsen zurückzubekommen. Es ist eine einfache Wahrheit, die uns immer wieder ins Gesicht schlägt: Kritik ist ein bequemes Werkzeug – ein einziger Angriff mit Worten erfordert oft viele Seiten der Verteidigung, wie Jean-Jacques Rousseau treffend formulierte.

Haltung des Geistes: Desinteresse und Weisheit

Welche Haltung sollte man also einnehmen? Die des Desinteresses, der Taubheit gegenüber der Dummheit und der Blindheit gegenüber der Hässlichkeit. Vielleicht können wir uns auch dem Gedankengut von Al-Mutanabbi anschließen, der sagte: „Ich bin derjenige, der den Blinden seine Poesie gezeigt und dem Tauben seine Rhythmen hörbar gemacht hat.“ Doch immer mit der entscheidenden Einschränkung: Jenseits der Schärfe dessen, was man sagt, wird man, wenn man zu viel spricht, früher oder später nur Unsinn von sich geben.

Deshalb ist es wichtig, in allem Maß zu halten: Möglichst wenig zu sprechen, sich nicht in Wortschwällen zu verlieren, sich selbst zu schonen und auf das Wesentliche zu fokussieren. Der absolute Wert des Schweigens als unüberwindbare Haltung darf nicht unterschätzt werden. Dies gilt nicht nur für die Kunst, die Schöpfung oder den Umgang der Menschen miteinander, sondern auch in der Liebe, der Freundschaft und besonders im Umgang mit Widrigkeiten. Der Mensch, der handelt, spricht nicht. Ebenso wenig wie derjenige, der den Honig probiert, den Fliegen erklären muss, warum sie lieber den Abfall anstelle des Honigs aufsuchen.

Dies führt zu einer fundamentalen Erkenntnis: Kunst - die Kunst des Seins, des Lebens und des Denkens - ist die einzig wahre und ernste Angelegenheit im Leben. Der Künstler jedoch ist der einzige Mensch, der niemals ernst ist. Er ironisiert das Leben, er widmet sich der Selbstironie und erkennt, dass das Leben eine tragische Komödie ist, die man nur als solche annehmen sollte. Es gibt keine andere Möglichkeit, als in dieser Komödie die beste Version von sich selbst zu werden.

In diesem Prozess bedauere ich das Verschwinden klassischer Studien, noch mehr jedoch die Haltung des Geistes, die sie mit sich brachten: Wir haben von niemandem Lektionen zu empfangen, sondern wir haben viel von der Geschichte zu lernen - von den vergangenen Zivilisationen, ihren Erbschaften und Fehlern. Und vor allem müssen wir unseren Geist wachsam, offen und frei halten, mit einem Hauch von Wahnsinn, um niemals unter der Schwere der vergehenden Stunden und der Last der Tage, die sich aufeinander häufen, zu zerbrechen.

Über Abdelhak Najib*
Übersetzung aus dem Französischen