Zum Hauptinhalt springen

Hollywood Afrikas - Marokko im Licht der Leinwand

Vom Wagnis zum Weltkino: In nur zwei Jahrzehnten hat sich Marokko vom Geheimtipp zum globalen Drehort entwickelt. Zwischen Atlasgebirge und Sahara entstand ein Filmparadies, das Hollywood und die Welt gleichermaßen begeistert.

Die marokkanische Filmindustrie hat in den letzten zwei Jahrzehnten einen Weg genommen, der seinesgleichen sucht. Aus einem überschaubaren Sektor, der einst eher von Wagnis als von Gewissheit geprägt war, ist ein globaler Standort für das Filmschaffen geworden. Möglich machte dies eine Verbindung aus strategischen Investitionen, kluger Politik und der entschlossenen Vision, Marokko als führenden Drehort zu etablieren.

Statt dem Zufall zu vertrauen, setzte die Regierung auf Planung: moderne Studios entstanden, flankiert von einem Anreizsystem, das internationale Produktionen ins Land lockte. Den Wendepunkt markierte Ridley Scotts Entscheidung, Kingdom of Heaven in Marokko zu drehen. Er überzeugte sich nicht allein von den günstigen Kosten, sondern vor allem von der unvergleichlichen Vielfalt der Landschaften. Innerhalb weniger Kilometer finden sich Szenarien, die das alte Rom, die Pharaonenzeit Ägyptens oder die Weiten des Nahen Ostens glaubwürdig zum Leben erwecken.

Ein Schlüsselfaktor für den nachhaltigen Erfolg war das Cash-Rebate-Programm: Zunächst mit 20%, ab 2022 mit 30% Rückerstattung auf lokale Ausgaben. Verbunden mit der Verpflichtung, bis zu 80% der Crew aus einheimischen Fachkräften zu rekrutieren, entstand eine ganze Generation hochqualifizierter Filmschaffender. Die Effekte sind weitreichend: Umsätze aus internationalen Dreharbeiten übersteigen inzwischen 200 Millionen US-Dollar pro Jahr. Hotels, Gastronomie und Transport profitieren gleichermaßen, tausende Arbeitsplätze wurden direkt und indirekt geschaffen.

Atlas Filmstudios

Atlas Filmstudios, Szene aus dem Film Game of Thrones

So festigte sich Marokkos Ruf als Hollywood Afrikas. Über zwei Jahrzehnte hinweg hat sich eine beeindruckende Filmografie angesammelt, die das Land zu einem der begehrtesten Drehorte weltweit macht. Blockbuster wie Gladiator, James Bond 007 - Spectre, Mission: Impossible - Fallout, Die Mumie oder Inception haben hier ihre Kulissen gefunden, ebenso wie die weltweit erfolgreiche Serie Game of Thrones, deren Szenen in den historischen Städten und Festungen Marokkos aufgenommen wurden. Diese Produktionen sind mehr als nur Titel in einer Liste - sie wurden zu Visitenkarten, die Marokkos Namen und Bilder in die Kinos und Wohnzimmer der ganzen Welt trugen.

Die Faszination der Filmemacher lässt sich auch in ihren Worten nachzeichnen. Regie-Legenden wie Martin Scorsese schwärmten von der „außergewöhnlichen Kulisse und Infrastruktur“, die in Marokko geboten werde. Hollywood-Produzent Charles Roven, der mit Christopher Nolan The Dark Knight Rises drehte, hob hervor, wie das Land eine „nahtlose und unterstützende Umgebung für große Produktionen“ schaffe - ein Lob, das Gewicht hat in einer Branche, die weltweit nach Stabilität, Effizienz und Kreativität sucht. Auch andere Stimmen betonen die Vielfalt: Von der Medina in Fès über die Straßen von Casablanca bis hin zu den Dünen von Merzouga - Marokko sei ein „Studio unter freiem Himmel“, das in dieser Form einzigartig sei.

Atlas Filmstudios: Filmszene aus Game of Thrones

Atlas FilmstudiosDoch Marokko ist längst mehr als ein exotischer Drehort, der fremde Geschichten zum Leben erweckt. In den letzten Jahren hat das Land begonnen, sich zunehmend an internationalen Koproduktionen zu beteiligen, wodurch nicht nur technische Kompetenzen, sondern auch kreative Mitspracherechte entstehen. Parallel dazu wird die einheimische Filmszene gestärkt: Festivals wie das Internationale Filmfestival in Marrakesch geben marokkanischen Regisseuren eine Bühne, während staatliche Förderprogramme Talente dabei unterstützen, eigene Stoffe zu entwickeln. Das Ziel ist klar: Marokko will nicht allein Kulisse sein, sondern selbst zum Erzähler werden - ein Land, das seine Narrative nicht nur durch andere Stimmen bebildern lässt, sondern sie selbstbewusst, authentisch und mit internationaler Strahlkraft in die Welt hinausträgt.

Damit wurde Marokko zu einem Vorbild für den gesamten afrikanischen Kontinent. In einer Zeit, in der die Filmwirtschaft Afrikas bis 2030 ein Volumen von 20 Milliarden US-Dollar erreichen will, nimmt das Königreich eine führende Rolle ein. Aus der Vision wurde Realität: Marokko erzählt heute nicht nur mit, sondern schreibt an der Zukunft des Weltkinos selbst. Siehe auch diesen YouTube-Bericht von Afrikan Edge „Inside the World’s Largest Film Studio“.