Europa intensiviert seine Kulturpartnerschaft mit Marokko
Europäische Kulturinstitute und Universitäten weiten ihre Programme in Marokko deutlich aus. Neue Filmresidenzen, Restaurierungsprojekte, Städtepartnerschaften und Forschungsinitiativen zeigen, wie eng Europa und Marokko inzwischen kulturell und wissenschaftlich verflochten sind - und wie stark beide Seiten von dieser vertieften Zusammenarbeit profitieren.

Europa verstärkt seine kulturelle Präsenz in Marokko deutlich, und die marokkanische Presse berichtet übereinstimmend über eine neue Dynamik zwischen europäischen Kulturinstituten und marokkanischen Kreativen. Besonders sichtbar ist diese Annäherung im Film- und Kulturerbereich, wo mehrere konkrete Projekte zeigen, wie eng die Zusammenarbeit inzwischen geworden ist.
In der Filmszene entsteht rund um das neue europäische Residenzprogramm Mediterranean Film Bridges ein kreatives Netzwerk zwischen Rabat, Marseille und Sevilla. Junge marokkanische Regisseure erhalten hier Zugang zu Drehbuch-Coachings, Postproduktionsteams und europäischen Koproduktionsfonds. Auch Deutschland baut seine Filmkooperation aus: Das erweiterte „Film Lab Marokko“ bietet Workshops zu Dokumentarfilm, digitalem Archivieren und Schnitttechnik in Casablanca und Tanger. Parallel dazu vertiefen Spanien und Marokko ihre Zusammenarbeit im Bereich Drehorte und Technik, etwa über neue Vereinbarungen zwischen den Filmkommissionen von Sevilla und Ouarzazate.
Eine ebenso starke Bewegung zeigt sich im Kulturerbe, einem Bereich, in dem Marokko international anerkannt ist. Hier sorgen gemeinsame Restaurierungsinitiativen für neue Austauschprogramme. Das französisch-marokkanische Projekt „Medina Fès 2030“ bringt Restauratorinnen und Architekturschulen aus Paris und Fès zusammen, um historische Holzdecken, Zellij-Mosaiken und Fassaden zu konservieren. In Tanger arbeiten marokkanische und spanische Fachleute im Rahmen von „Tanger Patrimoine Connecté“ an der Digitalisierung kolonialer Archive und der Restaurierung historischer Gebäude. Auch Deutschland beteiligt sich stärker an der Erhaltung marokkanischen Kulturerbes: Berliner Restauratoren veranstalten Trainingsprogramme zu Manuskriptkonservierung, Lehmbau und 3D-Dokumentation.
Städtepartnerschaften erhalten in diesem Jahr zusätzlichen Auftrieb. Das EU-geförderte Projekt „Tanger-Bordeaux Zukunftsstadt 2030“ experimentiert mit nachhaltiger Stadtplanung, moderner Museumskuration und gemeinsamen Festivals. Zwischen Rabat und Madrid entstehen neue Urban-Art-Projekte, an denen Kunsthochschulen beider Städte beteiligt sind. Auch das Musée de Marrakech profitiert von europäischer Expertise: Französische Kuratoren unterstützen dort die Modernisierung der Ausstellungstechnik.
Parallel dazu intensiviert sich die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen marokkanischen und europäischen Universitäten. Start-ups aus Agadir und Rabat nehmen über „Horizon Europe - GreenTech Labs“ an gemeinsamen Forschungsprojekten mit Barcelona und Lissabon teil, die sich mit nachhaltiger Bewässerung, solarbetriebener Entsalzung oder neuen Verpackungsmaterialien beschäftigen. Zudem arbeiten Soziologen aus Rabat, Berlin und Marseille erstmals in einem gemeinsamen Trimesterprogramm an Themen wie Migration, Jugendkulturen und sozialer Transformation im Mittelmeerraum.
Diese Vielzahl konkreter Projekte zeigt, dass Europa seine kulturelle Präsenz in Marokko aus strategischen Gründen verstärkt. Das Königreich gilt für die EU als kulturell dynamisches, politisch stabiles und kreativ starkes Land, das eine Brückenfunktion zwischen Afrika, Europa und der arabischen Welt einnimmt. Umgekehrt eröffnet die europäische Zusammenarbeit marokkanischen Künstlern, Wissenschaftlern und Institutionen einen erweiterten internationalen Raum.
Der kulturelle Dialog zwischen der EU und dem Königreich wächst nicht nur, es nimmt immer mehr sichtbare und greifbare Formen an - von restaurierten Stadtteilen über gemeinsame Filmproduktionen bis hin zu neuen Forschungsclustern im Mittelmeerraum.