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Der marokkanische Kaftan als immaterielles UNESCO Kulturerbe

Am 10. Dezember 2025 erhielt der marokkanische Kaftan den weltweiten Schutz des immateriellen UNESCO-Kulturerbes. Mit dieser Anerkennung rückt nicht nur seine elegante Form in den Fokus, sondern auch das Handwerk, die Geschichte und die kulturelle Identität, die ihn seit Jahrhunderten prägen.

Modenschau: Der Marokkanischer Kaftan

Der Marokkanische KaftanDer marokkanische Kaftan gehört zu den kulturellen Ausdrucksformen, die sich über lange Zeit bewährt haben, weil sie auf Wissen beruhen, das in vielen kleinen Schritten weiterentwickelt wurde. Seine Aufnahme in die Liste des immateriellen UNESCO Kulturerbes lenkt den Blick auf eine Tradition, die im ganzen Land verankert ist und deren Wert im Zusammenspiel von Handarbeit und sozialer Bedeutung liegt.

Die handwerkliche Basis des Kaftans entsteht in Werkstätten, in denen Stoffe aus Seide, Brokat oder Samt auf traditionelle Weise gefertigt werden. Die Qualität dieser Materialien ergibt sich aus ruhiger Wiederholung, einem genauen Blick und einem Verständnis für die Eigenschaften jedes Fadens. Hinzu kommen Sticktechniken, die über Jahre hinweg verfeinert wurden. Die kunstvollen Verzierungen entstehen in einem Prozess, der Konzentration und Erfahrung verlangt. Jede Linie und jede Form fügen sich in ein Gesamtbild, das den Charakter des Kaftans prägt.

Dieser handwerkliche Aufwand schafft ein soziales Netz, das mehrere Berufe umfasst. Weberinnen, Sticker, Schneiderinnen und andere Kunsthandwerker bilden ein Gefüge, das wirtschaftliche Stabilität schafft und Wissen über Generationen hinweg weiterträgt. Viele Werkstätten arbeiten seit Jahrhunderten, und bewahren dabei eine Kontinuität, die für das kulturelle Selbstverständnis des Landes prägend ist.

Neben der handwerklichen Seite besitzt der Kaftan eine klare soziale Funktion. Er begleitet familiäre Anlässe, markiert Übergänge und bleibt oft über viele Jahre in einem Haushalt präsent. Dadurch entsteht eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die nicht lauter Worte bedarf, sondern im Tragen und Weitergeben des Kleidungsstücks sichtbar wird. Seine Nutzung ist ein Ausdruck von Verbundenheit, nicht durch Symbolik, sondern durch eine Form, die innerhalb der Gesellschaft vertraut ist.

Gleichzeitig bleibt der Kaftan offen für neue Interpretationen. Moderne Designerinnen und Designer greifen traditionelle Techniken auf und entwickeln Formen, die sowohl dem historischen Erbe als auch dem zeitgenössischen Geschmack entsprechen. Diese Verbindung ermöglicht es, dass der Kaftan nicht zur Erinnerung erstarrt, sondern ein lebendiger Teil des kulturellen Alltags bleibt.

Die UNESCO-Anerkennung bestätigt diese Dynamik. Sie macht deutlich, dass ein kulturelles Erbe dann Bestand hat, wenn es von den Menschen, die es tragen und gestalten, als Teil ihrer Gegenwart verstanden wird. Der marokkanische Kaftan ist ein Beispiel dafür, wie Handwerk, Gemeinschaft und kulturelle Kontinuität ineinandergreifen können.

YouTube-Video zum marokkanischen Kaftan als Kunst, Tradition und Know-How

Was sagt die Anerkennung über den Kaftan aus:

  • Historische Verankerung: Die tiefe historische Verwurzelung des Kaftans in der marokkanischen Gesellschaft.
  • Gemeinschaften und Handwerker: Die Existenz aktiver Trägergemeinschaften und professioneller Handwerker, die mit der Herstellung verbunden sind.
  • Aktive Weitergabe der Techniken: Die aktive und lebendige Weitergabe der traditionellen handwerklichen Techniken, die für die Herstellung des Kaftans erforderlich sind (z. B. Stickerei, Schnitt und Verzierung).
  • Soziale und kulturelle Bedeutung: Der Kaftan gilt als Symbol der marokkanischen Identität, des sozialen Zusammenhalts und der kulturellen sowie regionalen Vielfalt des Landes. Er wird als ein "soziales Gesamtfaktum" beschrieben, das die gesamte Gemeinschaft in seine Konzeption, Herstellung und tägliche/festliche Nutzung einbezieht.
  • Verpflichtung zur Sicherung: Marokko hat sich verpflichtet, im Rahmen dieser Anerkennung die Bemühungen zur Sicherung, Aufwertung und Weitergabe des Know-hows im Zusammenhang mit dem Kaftan fortzusetzen.

Das Dossier umfasst den Kaftan selbst sowie die dazugehörige(n) Kunst, Traditionen und Know-how. Dies schließt implizit die zahlreichen Variationen ein, die sich über die Regionen und Zeiten entwickelt haben, darunter, wie Takschita (Eine der bekanntesten Varianten, die aus zwei Teilen besteht und einer darüber liegenden, offeneren Schicht, oft mit aufwendigeren Verzierungen), die verschiedenen Sticktechniken (Regionale Stile und Muster der Stickerei, die den Kaftan und seine Derivate verzieren), die männlichen Kaftane: Obwohl weniger im Rampenlicht, sind auch die schlichteren Kaftane für Männer Teil dieses Erbes.

Alle Details zur Anerkennung finden Sie hier