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Aid Mubarak Said

Dreißig Tage fiebern sie daraufhin. Oder nein, ganz so ist es nicht. Denn der Ramadan an sich wird ja schon von vielen als Segen und als Fest empfunden. Aber 30 Tage lange bereiten sich Muslime auf dieses einzigartige, ganz besondere Fest vor.

 

Aid Mubarak Said, Hintergrundfoto: Eberhard HahneDann ist es soweit: Das Zuckerfest kommt, wie man es hier in Deutschland nennt. Dabei heißt es eigentlich auch Aid al-Fitr - also das Fest des Fastenbrechens, oder ganz richtig, das KLEINE Fest, das Aid as-Saghir.

Dabei ist das Fest gar nicht klein. Es ist gefühlt das größte Fest, das Muslime feiern. Vergleichbar mit Weihnachten bei den Christen. Und doch ist es - rein religiös betrachtet - eben nicht so wichtig, wie das Große Fest, das Aid al-Kabir, das bei uns in Deutschland Opferfest genannt wird und, will man den Vergleich mit christlichen Festen noch einmal heranziehen, dem Osterfest gleicht. Auch das ist in der religiösen Lehre wichtiger (als Weihnachten), wird aber dennoch viel kleiner gefeiert.

Das Zuckerfest läutet das Ende des Ramadans ein. Nach 30 Tagen, an denen tagsüber weder gegessen, noch getrunken, geraucht oder Liebe gemacht wurde, ist plötzlich alles wieder erlaubt. Am Tag, in der Nacht, wann immer man möchte. Und das wird gefeiert. Meist bereiten sich die Frauen der Familie während des gesamten Fastenmonats auf das Zuckerfest vor. Und zwar: Nomen est omen: In dem sie Zuckerzeug backen. Und auch hier lohnt sich der Vergleich mit Weihnachten: Denn die Plätzchen, die man am Ende des Ramadans reicht, unterscheiden sich nur wenig von unseren Weihnachtsplätzchen. Sie werden mit Gewürzen gebacken, mit Mandeln und Schokolade, es gibt gefüllte Plätzchen mit Marmelade, Makronen und alles, was das Plätzchenherz begehrt.

Schon Tage vor dem Fest ist auf den Straßen die Hölle los. Denn jeder möchte zu seiner Familie reisen und wer das Pech hat, in genau jenen Tagen auf ein öffentliches Transportmittel angewiesen zu sein, braucht viel Geduld. Geduld und er darf keine Berührungsängste haben. Denn nie sind die Busse und Taxis voller wie zu jener Zeit.

Aid Mubarak Said, Foto: Muriel BrunswigDas Aid as-Saghir beginnt in den frühen Morgenstunden. Etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang gehen die Männer - im Festtagsgewand - in die Moschee, um das Festgebet, das Salat al-Aid, zu sprechen. Das Festgebet unterscheidet sich ein wenig von den anderen Gebeten, denn es folgt keinem Gebetsruf und ist auch mehr eine Rezitation. Die Frauen machen sich auch schick, beten allerdings meistens zuhause. Nach dem Festgebet, beglückwünscht man sich gegenseitig und trinkt dann zusammen mit der Familie Tee, isst Plätzchen und freut sich. Die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich!

Wer in diesen Tagen bedürftig ist, wird von der Dorfgemeinschaft oder der Nachbarschaft mit versorgt. Denn Freude - das ist ein wichtiges Gebot im Islam - wird nicht alleine genossen. Freude wird geteilt, ebenso wie Essen, Wasser, Glück und Leid. Die Almosenpflicht im Islam - Zakat - bekräftigt dies noch einmal. Und niemals ist sie so wichtig, wie während der Festtage. Und so braucht zumindest an diesen Tagen niemand hungern.

In der Regel wird das kleine Fest drei Tage lang gefeiert. Die Schulen und Behörden haben geschlossen, doch die kleinen Lebensmittelgeschäfte und Cafés öffnen meist schon am Abend des ersten Festtags wieder. Und so kehrt man sukzessive zurück ins normale Leben.

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