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Marokkos Vision: Das Meer als Schlüssel zur Zukunft

Marokko begreift das Meer nicht als Grenze, sondern als Motor für Wohlstand, Integration und Souveränität. Eine klare Vision Seiner Majestät König Mohammed VI verbindet innere Entwicklung, regionale Solidarität und internationales Engagement. Außenminister Nasser Bourita hat diese Strategie nun in Rabat dargelegt - mit Blick auf Hafenprojekte, Energieinitiativen, neue Partnerschaften und die Weiterentwicklung des Seerechts.

 

Nasser Bourita, seit April 2017 Außenminister des Königreichs Marokko„Die Vision des Königs stellt das Meer ins Zentrum nationalen Wohlstands, kontinentaler Verbundenheit und der Verteidigung der Souveränität“, betonte Außenminister Nasser Bourita in Rabat. Anlass war ein internationales Seminar zum Thema „Praktiken bei der Abgrenzung von Meeresgebieten“, das gemeinsam mit dem Institut de droit international (IDI) organisiert wurde. Die Veranstaltung vereinte Experten aus aller Welt und bot Marokko eine Bühne, seine maritime Zukunftsstrategie zu unterstreichen.

Nasser Bourita erinnerte daran, dass König Mohammed VI die Integrität des Königreichs untrennbar mit der Rolle Marokkos als führende Seemacht verknüpft hat. Diese Vision gehe weit über klassische Fragen der Territorialität hinaus: Sie zielt auf eine wirtschaftliche und menschliche Integration - insbesondere mit Afrika - und eröffnet Marokko eine neue geopolitische Rolle.

Innenpolitische Neuausrichtung und Regionale Solidarität

Dakhla Atlantik PortAuf nationaler Ebene manifestiert sich die Vision in einer Stärkung der „blauen Wirtschaft“, in massiven Investitionen in die Hafeninfrastruktur und im Wiederaufbau einer leistungsfähigen Handelsflotte. Tanger-Med hat sich in wenigen Jahren zu einer zentralen Plattform im Mittelmeer und in Afrika entwickelt; der im Bau befindliche Hafen Dakhla-Atlantique soll als zukünftiges regionales Drehkreuz den Handel mit Subsahara-Afrika befördern. Parallel dazu rief Bourita dazu auf, die nationale Handelsflotte neu aufzubauen - wettbewerbsfähig, kontinental ausgerichtet und unverzichtbar für die maritime Souveränität Marokkos.

Auch außenpolitisch rückt Marokko das Meer ins Zentrum seiner Strategie. Drei Initiativen stehen beispielhaft für diese Ausrichtung:

  • der Rabat-Prozess von 2022, der 23 afrikanische Atlantikstaaten zu Fragen der maritimen Sicherheit, des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung vereint,

  • die Königliche Initiative für den Zugang der Sahel-Staaten zum Atlantik von 2023, ein beispielloses Beispiel geopolitischer Solidarität, das Binnenländern neue ökonomische Horizonte eröffnet,

  • sowie die gemeinsam mit Nigeria 2016 gestartete afrikanisch-atlantische Gaspipeline, die 13 Länder verbinden und industrielle Entwicklung katalysieren soll.

„Diese Initiativen bezeugen eine tiefe Überzeugung: In Afrika ist alles möglich, wenn eine klare Vision auf einen entschlossenen Willen trifft“, erklärte Bourita. Er erinnerte zudem daran, dass König Mohammed VI unlängst in Nizza gemeinsam mit dem französischen Präsidenten einen afrikanischen Meeresgipfel leitete - ein eindrucksvoller Beweis für die Leitidee, dass „das Schicksal Afrikas auch maritim ist“.

Reform des Seerechts

Ein weiterer Schwerpunkt von Bouritas Rede war die Notwendigkeit, das internationale Seerecht dynamisch weiterzuentwickeln. Das fast 40 Jahre alte Seerechtsübereinkommen von Montego Bay dürfe nicht als statisches Regelwerk betrachtet werden, sondern müsse die technologischen Fortschritte, die ökologischen Herausforderungen und neue maritime Nutzungen berücksichtigen.

Tanger Med

Besondere Dringlichkeit maß der Minister dem Abkommen über die Biodiversität jenseits nationaler Hoheitsgebiete (BBNJ) bei, das er als „historisches Instrument“ bezeichnete. Es solle künftigen ozeanischen Krisen vorbeugen und die afrikanischen Küstenökonomien schützen.

Fazit

Marokkos maritime Strategie ist ein Paradebeispiel für vorausschauende Politik: Sie verbindet nationale Entwicklung mit kontinentaler Verantwortung und internationaler Gestaltungskraft. Sie ist getragen von einer klaren königlichen Vision: das Meer nicht als Rand, sondern als Herzraum der Integration, des Wohlstands und der Souveränität zu begreifen.

Damit definiert das Königreich nicht nur seine eigene Zukunft neu - es liefert zugleich ein Modell für andere afrikanische Staaten, die das ungenutzte Potenzial ihrer maritimen Ressourcen erschließen wollen.