Grüner Wasserstoff: Warum Marokko 2025 den Durchbruch schafft
Marokko nutzt den globalen Wandel der Energiesysteme, um sich neu zu positionieren. Grüner Wasserstoff dient dabei nicht nur der Dekarbonisierung, sondern wird zum strategischen Hebel für industrielle Souveränität, internationale Partnerschaften und langfristige Exportfähigkeit.
Das Jahr 2025 markiert den Moment, in dem aus einer Vision ein belastbares Wirtschaftsmodell entsteht - mit klaren Zielen, industriellen Akteuren und einer geopolitischen Dimension, die weit über Energiefragen hinausreicht. Es markiert den Übergang von der Ankündigung zur Umsetzung im Bereich des grünen Wasserstoffs. Diese Entwicklung ist das Ergebnis einer langfristigen Strategie, die aus der strukturellen Energieabhängigkeit des Landes heraus entstand. Ohne eigene fossile Ressourcen, aber mit außergewöhnlichen Solar- und Windpotenzialen - insbesondere in den südlichen Provinzen - verfolgt Marokko seit Jahren das Ziel, erneuerbare Energie nicht nur zur Eigenversorgung zu nutzen, sondern in exportfähige Produkte zu überführen.
Grüner Wasserstoff ist dabei kein isoliertes Klimaprojekt, sondern ein industrie- und außenwirtschaftliches Instrument. Er ermöglicht die Umwandlung erneuerbaren Stroms in Moleküle wie Ammoniak, die speicher- und transportfähig sind und neue Exportperspektiven eröffnen - vor allem in Richtung Europa. Die staatlich koordinierte „Offre Maroc“ setzte diesen Ansatz 2025 erstmals operativ um, indem fünf internationale Konsortien für sechs Großprojekte ausgewählt, Flächen zugewiesen und Investitionen von rund 319 Milliarden Dirham mobilisiert wurden.
Eine zentrale Rolle spielt die OCP Group. Als einer der größten industriellen Akteure des Landes verbindet sie hohe Energiebedarfe, globale Marktpräsenz und eine integrierte Industrieplattform am Standort Jorf Lasfar. Grüner Wasserstoff wird hier zum unmittelbaren Produktionsfaktor für grünes Ammoniak und CO₂-arme Düngemittel - entscheidend in einem internationalen Markt, der zunehmend Umweltstandards und Nachverfolgbarkeit verlangt.
Die industrielle Umsetzbarkeit stützt sich auf gezielt ausgebaute Infrastrukturen. Dazu zählen die Sicherung industrieller Wasserressourcen durch entsalztes Meerwasser, der Ausbau von Finanzierungs- und Innovationsökosystemen rund um Jorf sowie eine langfristige Hafenstrategie. Mit Tanger Med als Referenz baut Marokko neue Tiefwasserhäfen wie Nador West Med und Dakhla Atlantique, die gezielt auf Energie- und Wasserstoffexporte ausgerichtet sind.
Aus europäischer Sicht positioniert sich Marokko damit als verlässlicher, politisch stabiler Partner für eine zukünftige Wasserstoffwirtschaft. 2025 steht nicht für einen Einzelentscheid, sondern für den Eintritt in eine strukturelle Transformation, in der Energie, Industrie, Logistik und Export zu einer kohärenten Gesamtstrategie verschmelzen.