Die Zukunft wählt mit: Marokkos Generationenwechsel in der Politik
Marokko wagt eine Wende im Wahlrecht: Junge Menschen und Frauen sollen nicht länger Zaungäste der Demokratie sein, sondern deren neue Protagonisten. Ein Reformprojekt, das mehr ist als ein Gesetz - es ist ein Versprechen an die Zukunft.
In Marokko kündigt sich ein tiefgreifender Wandel an: Das Wahlrecht des Landes soll neu geordnet werden - mit dem erklärten Ziel, jene in den Mittelpunkt zu rücken, die morgen Verantwortung tragen werden. Junge Menschen und Frauen sollen nicht mehr nur applaudieren, sondern selbst auf die Bühne des politischen Handelns treten. Die Modernisierung, die sich hier abzeichnet, reicht weit über digitale Verfahren oder Verwaltungstechnik hinaus: Sie betrifft die Seele der Demokratie.
Unter der Führung von König Mohammed VI. arbeitet die Regierung an einem Reformpaket für die Wahlen von 2026, das den politischen Raum neu ordnen soll. Regierungssprecher Mustapha Baitas sprach von einem „neuen Atem, der das politische Leben durchströmen“ werde. Die geplante Reform verankert, dass künftig mindestens die Hälfte aller Kandidierenden auf Partei-Listen jünger als 35 Jahre sein soll. Die staatliche Wahlfinanzierung wird gezielt jene Parteien unterstützen, die junge Menschen und Frauen auf wählbare Positionen setzen - besonders in ländlichen Gebieten, wo politische Sichtbarkeit oft ein ferner Luxus ist.
Es ist ein Bruch mit eingespielten Routinen: weg von der immer gleichen Besetzung der Macht, hin zu einer generationellen Erneuerung, die sich nicht nur auf Wahlplakaten, sondern in Parlament und Gemeinderäten zeigt. Vertreter der RNI wie auch der USFP begrüßten diesen Schritt - sie sehen darin nicht eine bürokratische Anpassung, sondern den Beginn einer politischen Öffnung, die neue Talente hervorbringen kann.
Der Moment für diese Reform ist bewusst gewählt. Eine junge Generation, gebildet und ungeduldig, fordert ihren Platz - in Debatten, in Entscheidungen, im Schicksal des Landes. Wenn Politik ihre Türen nicht öffnet, wird sie von den Fragen der Zeit überholt. Indem der Staat Präsenz mit Wirkung verbindet, stärkt er das Vertrauen in Institutionen und in die Idee der Demokratie selbst.
Ob dieser Generationenwechsel gelingt, wird sich zeigen, wenn die Stimmzettel der Wahlen 2026 ausgezählt sind. Doch eines steht fest: Die Zukunft wartet nicht. Marokko hat beschlossen, sie einzuladen.