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Die Zukunft Marokkos wird durch die Künstliche Intelligenz mitgeschrieben

KI - eine Technologie, die sich zunehmend als kraftvoller Hebel für exponentielles Wachstum und umfassende Innovation im nationalen Industriesektor etabliert: Am 1. Juli 2025 fand in Salé die dritte Nationale Konferenz zur Künstlichen Intelligenz statt - ein zentrales Ereignis, das den Rahmen für eine souveräne nationale KI-Strategie abstecken soll. 

3. Konferenz zur Künstlichen Intelligenz in Salé, Foto: laverite.ma

Initiiert durch das Ministerium für den Digitalen Wandel und die Verwaltungsreform, stellt diese Veranstaltung die KI in den Dienst der marokkanischen Gesellschaft - im Einklang mit den Hohen Königlichen Weisungen und den Erfordernissen strategischer Wirtschaftssektoren. Sie bekräftigt zugleich das klare Bestreben des Königreichs, sich als zentraler Akteur im globalen KI-Geschehen zu positionieren.

Industrie im Wandel - KI als Innovationsmotor

Der marokkanische Minister für Industrie und Handel, Ryad Mezzour, hob in der Plenarsitzung unter dem Titel „KI, Industrie und Nachhaltigkeit: Ökosysteme der Zukunft für Marokko gestalten“ die tiefgreifende Wandlungskraft der Künstlichen Intelligenz hervor. Die Integration von KI in die Industrie verspricht laut Ministerium eine wirtschaftliche Transformation von historischem Ausmaß. Im Rahmen einer derzeit finalisierten Roadmap soll das Exportvolumen Marokkos bis 2030 von derzeit 40 Milliarden Euro auf 120 Milliarden Euro steigen. Zugleich ist die Schaffung von 1,5 Millionen qualifizierten Arbeitskräften vorgesehen, während der durchschnittliche Mehrwert der Industrieproduktion von 25% auf 33% steigen soll. Mezzour betonte, dass KI die „Barriere zwischen Idee und Innovation aufhebt“ und so „Kreativität demokratisiert“. Zudem ermögliche sie es, Ideen, Prozesse und Entwicklungsszenarien kostengünstig zu analysieren, zu kombinieren und zu skalieren.

Finanzierung als strategisches Rückgrat

Ein zentrales Element für die Umsetzung dieser ehrgeizigen Ziele ist die Finanzierung. Mohamed Kettani, Vorstandsvorsitzender der Attijariwafa Bank und Vizepräsident des marokkanischen Bankenverbands GPBM, mahnte an, adäquate Finanzierungsmodelle für Unternehmen im KI-Bereich zu schaffen. Er forderte zudem eine Stärkung der bankenseitigen Kapazitäten sowie die Schaffung spezialisierter Fonds zur Unterstützung dieses jungen, dynamischen Ökosystems. Kettani plädierte dafür, die Bankenlandschaft aktiv in die nationale KI-Strategie einzubinden - ähnlich wie bei der Digitalstrategie „Maroc Digital 2030“. Nur so könne das Finanzwesen eine gestaltende Rolle einnehmen und die Unternehmen in ihrem digitalen Wandel gezielt begleiten. Diese Partnerschaft sei essenziell, um Innovationen anzustoßen und die Verbreitung der KI nachhaltig zu fördern.

KI - bereits tief in Marokkos Industrien verankert

Marokko zeigt schon heute deutliche Fortschritte bei der Einführung Künstlicher Intelligenz. Naoual Zine, Vorstandsmitglied des Arbeitgeberverbands CGEM und Geschäftsführerin von Reminex (Tochterunternehmen der Managem-Gruppe), verwies auf den beachtlichen 42. Platz Marokkos im weltweiten Vergleich zur KI-Adaption. Diese Position habe internationale Unternehmen wie Oracle und Huawei dazu bewegt, Forschungs- und Entwicklungszentren im Königreich zu errichten. Auch zahlreiche marokkanische Unternehmen - aus dem Bankwesen, der Telekommunikation, dem Transportwesen und dem Bergbau - setzen KI bereits produktiv ein. Besonders im Bergbausektor konnten durch den Einsatz von KI die Prospektionszeiten zur Erschließung neuer Lagerstätten erheblich verkürzt werden. Darüber hinaus trägt die Technologie entscheidend zur ökologischen Optimierung industrieller Prozesse bei, etwa durch reduzierte Wasser- und Energieverbräuche.

Eine souveräne und ethische nationale Strategie

Ziel der Nationalen Konferenzen ist es, eine „souveräne, effiziente und ethische nationale KI-Strategie“ zu entwerfen: Der erste Tag war praxisnahen Fachsitzungen und Demonstrationen innovativer Start-ups gewidmet. Der zweite Tag widmete sich den politischen Dimensionen und der internationalen Zusammenarbeit im Bereich der KI.

In der Gesamtschau stellt die Integration Künstlicher Intelligenz in Marokko weit mehr dar als eine technologische Modernisierung: Es handelt sich um ein umfassendes Gesellschaftsprojekt, das auf nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zielt. Die zentrale Herausforderung bleibt, eine ausgewogene Strategie zu verwirklichen, die schnelle Innovation mit ethischer Verantwortung verbindet - zum größtmöglichen Nutzen für Bevölkerung und Schlüsselsektoren. Der Kurs ist gesetzt für ein zukunftsorientiertes Marokko, das durch Künstliche Intelligenz neue Höhen anstrebt.

Hintergrund zur Rolle der Künstlichen Intelligenz in Marokko und im globalen Kontext

KI Konferenz. Fiktives Bild mit Hilfe von Gemini erstellt

Globale Bedeutung der Künstlichen Intelligenz (KI)

Künstliche Intelligenz ist längst zu einem zentralen Treiber der vierten industriellen Revolution geworden. Sie verändert tiefgreifend:

  • Produktionsprozesse in der Industrie (Stichwort: Industrie 4.0),
  • Geschäftsmodelle in Finanz- und Dienstleistungsbranchen,
  • Forschung und Entwicklung in Wissenschaft, Medizin und Klima,
  • sowie die öffentliche Verwaltung durch Automatisierung und Datenanalyse.

Große Wirtschaftsräume wie die USA, China und die EU investieren massiv in KI, nicht nur als wirtschaftliches Werkzeug, sondern auch als geopolitisches Instrument der Machtprojektion und technologischen Souveränität. Marokkos Engagement ist daher Teil eines weltweiten Rennens um die technologische Zukunft.

Marokkos strategischer Einstieg in die KI

Marokko erkennt das Potenzial der KI als Hebel für:

  • wirtschaftliches Wachstum (Verdreifachung der Exporte bis 2030),
  • industrielle Modernisierung (Automatisierung, Effizienzsteigerung),
  • und gesellschaftliche Entwicklung (bessere Verwaltung, neue Dienstleistungen).

Das Königreich verfolgt seit Jahren eine aktive Digitalstrategie („Maroc Digital 2020“ und „Maroc Digital 2030“) und positioniert sich als Technologiestandort für multinationale Unternehmen wie Huawei, Oracle, Renault oder Stellantis.

Mit der nationalen KI-Konferenz will Marokko:

  • eine souveräne, ethisch fundierte KI-Strategie entwickeln,
  • internationale Kooperationen stärken (z. B. mit China und Europa),
  • und ein innovationsfreundliches ökosystemisches Umfeld schaffen - etwa durch die Gründung von Forschungslaboren, Start-up-Förderung und Bankfinanzierung.

Relevanz für die marokkanische Industrie

KI ist nicht nur „Zukunft“, sondern bereits konkret im Einsatz, etwa:

  • im Bergbau zur schnelleren Prospektion neuer Vorkommen,
  • im Bankensektor zur Risikoanalyse und Kundenoptimierung,
  • bei Telekommunikationsanbietern für Netzsteuerung und Chatbots,
  • in der Logistik und im Transport zur Routenoptimierung,
  • in der Energiewirtschaft zur Reduzierung von Ressourcenverbrauch.

Der Minister für Industrie Ryad Mezzour sieht darin eine Chance, Marokkos Wertschöpfung zu steigern, Arbeitsplätze zu schaffen und globale Wettbewerbsfähigkeit aufzubauen.

Ethik, Souveränität und Finanzierung

Ein zentrales Anliegen der Konferenz ist die ethische Steuerung der KI. Das bedeutet:

  • Schutz der Privatsphäre und Grundrechte der Bürger,
  • Sicherung einer gerechten Datenwirtschaft,
  • Vermeidung von algorithmischer Diskriminierung.

Gleichzeitig geht es um technologische Souveränität - also darum, nicht vollständig von ausländischen Plattformen abhängig zu sein. Das erfordert Investitionen in:

  • eigene Forschungszentren,
  • Open-Source-Initiativen,
  • lokale Dateninfrastruktur.

Finanziell betont der Bankensektor (z. B. Attijariwafa Bank) die Notwendigkeit von:

  • Spezialfonds für KI-Projekte,
  • angepassten Kreditinstrumenten für Start-ups,
  • und institutioneller Einbindung der Finanzwirtschaft in politische Strategien.

Internationale Einbettung und Herausforderungen

Die Konferenz steht im Zeichen internationaler Kooperation. Marokko strebt Partnerschaften an mit:

  • EU-Staaten im Bereich Datenschutz und Regulierung,
  • China und den USA im Bereich Forschung und Infrastruktur,
  • afrikanischen Staaten zur regionalen Digitalintegration.

Zugleich bestehen Herausforderungen:

  • Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften im KI-Bereich,
  • hohe Investitionskosten für Infrastruktur,
  • regulatorische Unsicherheiten in Bezug auf Daten und Automatisierung.

Fazit

Der Bericht über die dritte Nationale Konferenz zur Künstlichen Intelligenz zeigt, dass Marokko nicht passiv auf den technologischen Wandel reagiert, sondern aktiv versucht, ihn zu gestalten. Die KI-Strategie ist dabei mehr als Technologiepolitik - sie ist Ausdruck eines neuen marokkanischen Selbstverständnisses als innovatives, zukunftsorientiertes und international vernetztes Land.