Wüstensonne und Meereswind für Europas Energiehunger
Industrie- und Handelsminister Ryad Mezzour betont das enorme Potenzial Marokkos an Solar- und Windenergie. Großprojekte im Bereich grüner Wasserstoff, industrielle Souveränität und nachhaltige Wasserwirtschaft sollen das Königreich als unverzichtbaren Partner Europas in der Energiewende positionieren.
Vor kurzem erklärte Ryad Mezzour, Minister für Industrie und Handel, dass Marokko über ein bisher einzigartiges Potenzial an erneuerbaren Energien verfügt, mit dem bis zu 50% des Stromverbrauchs der Europäischen Union gedeckt werden könnten. In einem Interview mit der italienischen Zeitung La Verità erinnerte er daran, dass Europa jährlich rund 3.000 Terawattstunden verbraucht - von denen zwischen 1.600 und 1.700 TWh allein durch marokkanische Solar- und Windkraftanlagen, sowohl onshore als auch offshore, geliefert werden könnten.
Massive Projekte für industrielle Souveränität
Vor der Abgeordnetenkammer präzisierte Mezzour, dass bereits 1.839 Projekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 124,9 Milliarden Dirham ausgewählt wurden. Ziel dieser Initiativen ist es, die industrielle Eigenständigkeit des Landes zu stärken und Marokkos Rolle als zuverlässiger und wettbewerbsfähiger Energielieferant zu festigen.
Parallel dazu treibt Marokko seine nationale Strategie für grünen Wasserstoff voran. Zahlreiche internationale Investoren sichern sich bereits die wind- und sonnenreichsten Standorte, um die großen Projekte der kommenden Jahre vorzubereiten. Damit positioniert sich das Königreich als Schlüsselfigur in der globalen Energiewende.
Darüber hinaus betonte Mezzour, dass erneuerbare Energien auch konkrete Antworten auf die Wasserknappheit bieten. Das nationale Speicher- und Transfersystem soll bis 2028-2030 den gesamten Bedarf an Trinkwasser und 80% des landwirtschaftlichen Bedarfs abdecken. Diese Verbindung von sauberer Energie und Wasserwirtschaft unterstreicht eine umfassende Vision nachhaltiger Entwicklung.
Ohne Erdöl- oder Gasvorkommen setzt Marokko konsequent auf grüne Energie, deren Produktionskosten bereits unter denen fossiler Energien liegen. Das erklärte Ziel: den industriellen Übergang hin zu einem grünen Modell beschleunigen, „Made in Morocco“ fördern und durch effiziente Logistik neue Märkte erschließen. Mit seinen natürlichen und geostrategischen Vorteilen festigt das Königreich seine Rolle als unverzichtbarer Energiepartner Europas.
politische Leitlinien und konkrete Großprojekte
Seit seiner Thronbesteigung 1999 hat König Mohammed VI. die Energiewende zu einer nationalen Priorität gemacht. Bereits 2009 verkündete er in einer richtungsweisenden Rede: „Marokko muss sich an die Spitze der Bewegung stellen, die auf eine Zukunft ohne fossile Abhängigkeiten setzt. Unsere Sonne, unser Wind und unsere geografische Lage sind Geschenke, die wir in Wohlstand und Sicherheit für kommende Generationen verwandeln müssen.“
Auf dieser Basis entstand eine langfristige Strategie, die bis 2030 vorsieht, dass mindestens 52% der nationalen Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen stammen sollen - ein Ziel, das heute schon fast erreicht ist.
Beispiele für Schlüsselprojekte:
- Noor-Ouarzazate-Solarkomplex
Einer der größten Solarkomplexe der Welt mit rund 580 MW installierter Leistung. Durch den Mix aus konzentrierter Solarkraft (CSP) mit Speichertechnologie und moderner Photovoltaik gilt Noor als Vorzeigeprojekt der marokkanischen Energiewende. Chancen: Stabile Stromproduktion auch nach Sonnenuntergang dank Wärmespeicher. - Windparks Tarfaya und Akhfenir
Mit 301 MW (Tarfaya) und 200 MW (Akhfenir) gehören sie zu den größten Onshore-Windparks Afrikas. Entlang der Atlantikküste bieten starke und konstante Winde beste Bedingungen.
Chancen: Günstige Stromgestehungskosten, schnelle Amortisation. - Grüner Wasserstoff in Guelmim-Oued Noun und Dakhla
Internationale Konzerne wie TotalEnergies entwickeln Projekte für grünen Wasserstoff und Ammoniak, die vor allem für den Export nach Europa bestimmt sind. Diese Standorte profitieren von extrem hoher Sonneneinstrahlung und starken Winden. Chancen: Europa benötigt bis 2030 große Mengen grünen Wasserstoffs, Marokko kann zum Schlüsselpartner werden.
Internationale Partner wie Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien sehen in Marokko nicht nur einen Lieferanten, sondern einen stabilen strategischen Partner. So wird das Königreich zunehmend zu einem Modellstaat, der Klimaschutz, Wirtschaftswachstum und geopolitische Stabilität erfolgreich miteinander verbindet.