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Vom All zur Erde - Marokkos kosmisches Erbe

Die BBC widmet sich in einem ausführlichen Bericht der zentralen Rolle Marokkos bei der Entdeckung und dem Handel mit Meteoriten - einem Markt, der sowohl lukrativ als auch umstritten ist. Anlass ist der Aufruhr um den Verkauf eines in Niger entdeckten Marsfragments bei Sotheby’s in New York, der die Sorge um den Schutz des afrikanischen Himmelserbes neu entfacht.

Marokkos kosmisches Erbe. Foto mit Hilfe von ChatGPT erstellt

Marokko gehört zu den größten Exporteuren von Gestein aus dem All“, stellt die BBC fest und betont die herausragende Stellung des Königreichs in diesem Bereich. Die Debatte um den Handel mit diesen Himmelsboten verschärft sich, da sie wertvolle Einblicke in die Geschichte des Sonnensystems gewähren und als Teil des natürlichen Erbes Afrikas gelten.

Für Professorin Hasnaa Chennaoui Aoudjehane, eine führende Geologin, sind Meteoriten „ein Teil von uns, ein Teil unseres Erbes… ein Teil unserer Identität. Es ist wichtig, stolz auf den Reichtum unseres Landes zu sein.“ Seit 25 Jahren widmet sie sich der Sammlung und Erforschung dieser Gesteine und setzt sich für klare Regeln im Handel ein.

Ein Beispiel, das die BBC nennt, ist der Fall der Tissint-Meteoriten, die 2011 niedergingen und als marsianischen Ursprungs identifiziert wurden: Von ursprünglich sieben Kilogramm verblieben lediglich 30 Gramm in Marokko, der Rest befindet sich heute in ausländischen Museen wie dem London Natural History Museum.

Von der „Saharischen Goldrausch“-Zeit zur Regulierung

Wie die BBC erinnert, erlebte Marokko vor mehr als 20 Jahren, was die britische Autorin Helen Gordon in The Meteorites als „saharischen Goldrausch“ bezeichnet - begünstigt durch ein damals lockeres Regelwerk und ein im Vergleich zu den Nachbarländern stabiles politisches Umfeld.

Inzwischen haben die marokkanischen Behörden Maßnahmen ergriffen, um zumindest einen Teil dieser seltenen Objekte im Land zu halten. Chennaoui betont: „Es geht nicht darum, den Handel zu verbieten, sondern ihn so zu organisieren, dass Meteoriten nicht unbemerkt das Land verlassen.

Das trockene Klima, die geringe menschliche Aktivität und die schier endlosen Flächen machen die Sahara zu einem idealen Jagdgebiet für Meteoriten. Hunderte Fragmente wurden dort gefunden, oft schnell an internationale Händler verkauft und schließlich in privaten oder öffentlichen Sammlungen im Ausland untergebracht. Laut BBC ähnelt dieser Markt in seiner Dynamik dem Kunsthandel, wo Seltenheit und Ästhetik den Preis bestimmen.

Niger-Fall entfacht neue Diskussionen

Besonders deutlich wurden die Spannungen jüngst beim Verkauf eines 24,7 Kilogramm schweren Marsfragments - NWA 16788 -, das im November 2023 in Agadez (Niger) entdeckt, über Italien exportiert und schließlich bei Sotheby’s für 4,3 Millionen Dollar versteigert wurde.

Die nigrischen Behörden äußerten Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Ausfuhr und warnten vor möglichem illegalem Weltraumgesteinshandel. Der US-Paläontologe Paul Sereno, Gründer der Organisation Niger Heritage, erklärte: „Wir haben die koloniale Zeit hinter uns gelassen, in der so etwas akzeptabel war.“ Er verwies auf den Schutz, den internationales Recht und UNESCO-Konventionen diesem Erbe gewähren.

Für Chennaoui ist der Fall jedoch keineswegs einzigartig: „Mit solchen Situationen lebe ich seit 25 Jahren. Es ist bedauerlich, wir können uns darüber nicht freuen - aber es ist die Realität in all unseren Ländern.“