Zum Hauptinhalt springen

Starkregen und Schnee - Marokkos Wasserreserven erholen sich

Die winterlichen Unwetter über Marokko bringen nicht nur lokale Risiken, sondern eröffnen zugleich einen strategischen Moment für das Wassermanagement des Landes. Regen und Schnee lassen zentrale Stauseen spürbar anwachsen und verschaffen der Landwirtschaft sowie der Versorgung kurzfristige Entlastung - ohne jedoch die strukturelle Wasserknappheit aus dem Blick zu verlieren.

 

Ifrane. Angepasstes Foto von Hamza Bordoud auf unsplashDie seit dem Wochenende angekündigte Schlechtwetterlage mit Starkregen, Schnee und Sturm zeigt bereits messbare Auswirkungen auf Marokkos Wasserhaushalt. Während der marokkanische Wetterdienst vor intensiven Niederschlägen, Schneefall im Atlas und deutlich sinkenden Temperaturen warnt, melden die Wasserbehörden spürbare Zuwächse in wichtigen Stauseen, insbesondere im Norden des Landes.

Die kräftigen Niederschläge in Nord-, Zentral- und Teilen Südmarokkos gehen lokal mit Risiken wie Überflutungen, Erdrutschen und Verkehrsbehinderungen einher. Zugleich wirken sie jedoch als wichtige Auffüllphase nach mehreren trockenen Jahren. Der Schneefall im Hohen und Mittleren Atlas ist dabei von strategischer Bedeutung, da das Schmelzwasser in den kommenden Monaten die Zuflüsse vieler Stauseen speist.

Sebou-Becken: deutliche Erholung der Speicherstände

Besonders deutlich zeigt sich der Effekt im Sebou-Einzugsgebiet, einem der wasserreichsten und zugleich landwirtschaftlich wichtigsten Becken des Landes. Nach Angaben des Ministry of Equipment and Water waren die dortigen elf Staudämme am 24. Dezember im Durchschnitt zu 42,8% gefüllt. Insgesamt speichern sie derzeit mehr als 2,38 Milliarden Kubikmeter Wasser.

Mehrere Dämme weisen bereits sehr hohe Füllstände auf: Bouhouda ist vollständig gefüllt, Allal El Fassi erreicht 97%, Garde Sebou 96% und Bab Louta 69%. Andere Anlagen wie Al Wahda, Michlifen und Sidi Chahd liegen im mittleren Bereich.

Eine Schlüsselrolle spielt der Al-Wahda-Damm, der allein über 1,5 Milliarden Kubikmeter Wasser hält. Er ist zentral für die Bewässerung der Gharb-Ebene und dient zugleich dem Hochwasserschutz entlang des Ouergha-Flusses.

Auf nationaler Ebene beläuft sich das Volumen in Marokkos großen Stauseen aktuell auf rund 5,4 Milliarden Kubikmeter, was einer durchschnittlichen Füllquote von etwa 32,2% entspricht. Damit bleibt die Lage angespannt, zeigt aber im Vergleich zu den Vorjahren erste Anzeichen einer Stabilisierung.

Einordnung

Die aktuelle Wetterlage verdeutlicht das Spannungsfeld zwischen kurzfristigen Gefahren und langfristiger Entlastung. Während Starkregen und Sturm erhöhte Vorsicht erfordern, sind die Niederschläge aus wasserpolitischer Sicht von hoher strategischer Bedeutung. Sie verschaffen der Landwirtschaft, der Trinkwasserversorgung und der Energieplanung dringend benötigten Spielraum - ohne jedoch die strukturellen Herausforderungen der Wasserknappheit dauerhaft zu lösen.