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Marokko will Pharma-Player werden: Regulierter Cannabis als Schlüssel

Mit strengen Standards, neuen Partnerschaften und ehrgeizigen Exportzielen baut Marokko eine Industrie auf, die jahrzehntelanges Anbauwissen erstmals in internationale Arzneimittel übersetzen soll - und Afrika eine neue Innovationsachse eröffnet.

 

Cannabis. Foto von Budding auf unsplashMarokko steht an einem Wendepunkt: Der jahrzehntelang informelle Cannabisanbau im Norden des Landes wird schrittweise in einen regulierten Sektor überführt. Grundlage dafür ist das 2021 verabschiedete Gesetz, das die medizinische und industrielle Nutzung der Pflanze erlaubt. Die nationale Regulierungsbehörde ANRAC vergibt seither Lizenzen für den Anbau, die Verarbeitung und den Export - ein klarer Bruch mit der Vergangenheit, in der Cannabis zwar eine Lebensgrundlage war, aber rechtlich in einer Grauzone lag.

Bemerkenswert ist der Anspruch, mit dem das Königreich seine neue Industrie gestaltet: Die landwirtschaftliche Produktion muss GACP-Standards erfüllen, die pharmazeutische Verarbeitung folgt GMP-Normen. Damit schafft Marokko die Basis für international konkurrenzfähige Produkte - und setzt bewusst auf die Herstellung geprüfter Arzneimittel, nicht bloß auf Rohstoffexporte. Die Herausforderung liegt nun darin, die vielen Kleinproduzenten des Rif zu integrieren und den weiterhin dominanten informellen Markt zurückzudrängen.

Als Orientierung für den Übergang von der Landwirtschaft zur Medizin dient der Blick nach Südafrika. Dort reguliert die SAHPRA-Behörde Verschreibung und Distribution medizinischer Cannabisprodukte bereits seit Jahren. Die Erfahrungen des Landes zeigen, wie ein therapeutischer Einsatz rechtssicher und klinisch begleitet umgesetzt werden kann - ein Modell, an dem sich Marokko bei der Öffnung seiner eigenen Produkte für die ärztliche Versorgung orientiert.

Parallel entsteht im Königreich ein Netzwerk aus Forschungseinrichtungen und Industriepartnern, das die Wirksamkeit cannabisbasierter Präparate wissenschaftlich absichern soll. Analysen sprechen von einem stark wachsenden afrikanischen Markt für medizinisches Cannabis - und von einem Wettbewerb um Laborkapazitäten, Exportstrukturen und pharmazeutisches Know-how. Genau hier sieht Marokko seine Chance: Traditionelles Wissen und geeignete Klima­bedingungen werden mit einem modernen regulatorischen Rahmen verknüpft.

Doch der Weg ist anspruchsvoll. Großes wirtschaftliches Potenzial steht hohen Investitionskosten, langwierigen Zertifizierungsprozessen und dem Aufbau international anerkannter Prüfinstitutionen gegenüber. Gleichzeitig verfolgt die Regierung das Ziel, die Wertschöpfung im Land zu halten - Marokko soll nicht bloß Lieferant, sondern Entwickler und Produzent medizinischer Innovationen werden.

Gelingt dieser Spagat, könnte das Königreich zum führenden Standort für medizinisches Cannabis in Afrika aufsteigen. Die Kombination aus regionalem Anbauwissen, wachsender Wissenschafts­infrastruktur und klaren Regeln eröffnet die Perspektive, dass marokkanische Cannabispräparate künftig international verordnet werden - als Symbol einer Transformation, die Tradition in Hightech-Gesundheit verwandelt.