Marokko baut Wasserresilienz mit Kreislaufwirtschaft aus
Dürre, Urbanisierung und Klimastress fordern Marokko heraus. Mit innovativen Projekten in Städten wie Marrakesch, Safi und Kenitra setzt das Königreich auf Kreislaufwirtschaft, Effizienz und Tradition, um seine Wasserzukunft zu sichern.
Marokko erlebt das siebte Dürrejahr in Folge – eine Krise, die die Wasserressourcen des Landes massiv unter Druck setzt. Lokale Behörden und internationale Partner suchen deshalb nach neuen Lösungen. Im Zentrum steht die Kreislaufwirtschaft, die Abwasserwiederverwendung, Meerwasserentsalzung und Effizienzsteigerungen kombiniert.
Auf der Stockholm Water Week 2025 stellten der Internationale Rat für kommunale Umweltinitiativen (ICLEI) sowie marokkanische Partner die Initiative „Morocco Urban Circular Water Resilience“ vor. Unterstützt vom deutschen Bundesministerium und der GIZ, zeigt sie beispielhafte Ansätze in Marrakesch, Safi und Kenitra.
Die Dimension der Herausforderung ist groß: Mit nur noch 606 Kubikmetern Wasser pro Kopf und Jahr liegt Marokko weit unterhalb der UN-Grenze für Wasserknappheit. Gleichzeitig leben über 72% der Bevölkerung in Städten, vor allem in Küstenregionen – dort steigt der Druck auf die Ressourcen besonders stark.
Die Regierung reagiert mit einem umfangreichen Infrastrukturprogramm. Bereits heute gibt es rund 152 große und 140 kleinere Staudämme, die zusammen 19 Milliarden Kubikmeter Wasser speichern können. Hinzu kommen derzeit 45 neue Dammprojekte, darunter 15 große und 30 kleinere Anlagen. Außerdem sind 16 weitere Großdämme mit fast 4,9 Milliarden Kubikmetern Speichervolumen in Planung. Parallel dazu entstehen 16 Entsalzungsanlagen sowie fast 200 Kläranlagen.
Bis 2027 will Marokko jährlich 5 Millionen Kubikmeter behandeltes Abwasser wiederverwenden und 1,7 Millionen Kubikmeter Meerwasser entsalzen. Ein zentrales Element ist die geplante „Wasserautobahn“, die Wasser aus dem regenreicheren Norden in die trockenen südlichen Provinzen leiten soll.
Marrakesch verbindet dabei Tradition und Moderne. Die alten unterirdischen Wasserkanäle, die Khattarates, werden als kulturelles Erbe bewahrt, während moderne Systeme auf Effizienz setzen. Seit 2010 nutzt die Stadt behandeltes Abwasser für Golfplätze, Palmenhaine und Parks – inzwischen auch für die Industrie. Ein Audit öffentlicher Gebäude soll den kommunalen Wasserverbrauch durch technische Aufrüstungen und Tröpfchenbewässerung um bis zu 45% senken.
In Safi treibt der Phosphatkonzern OCP mit seinem „Green Water“-Programm die industrielle Kreislaufwirtschaft voran. Das Unternehmen will seinen gesamten Wasserbedarf aus nicht-konventionellen Quellen decken. Bis 2030 sollen 560 Millionen Kubikmeter entsalztes Wasser und 50 Millionen Kubikmeter behandeltes Abwasser bereitgestellt werden – ein 4,4-Milliarden-Dollar-Projekt, das Landwirtschaft und Industrie landesweit versorgen soll.
Auch an der Ibn-Tofail-Universität in Kenitra entstehen innovative Modelle. Ein Pilotprojekt behandelt täglich 400 Kubikmeter Abwasser mit Membranfiltration. Das Wasser wird über poröse Leitungen direkt an die Wurzeln der Pflanzen geleitet – effizienter als klassische Tropfbewässerung.
„Nichts geht verloren, nichts wird verschwendet, alles verwandelt sich“, fasst Projektleiterin Sakina Belhamidi zusammen – ein Leitsatz, der Marokkos Weg zu einer wassersicheren Zukunft prägt.