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Marokko auf dem Weg zum regionalen Zentrum für CO₂-Zertifikate

Marokko bietet sich derzeit eine „unumgängliche Gelegenheit“, sich als regionales Zentrum für die Schaffung hochwertiger CO₂-Zertifikate zu etablieren. Dies erklärte Leïla Benali, Ministerin für Energiewende und nachhaltige Entwicklung, am Dienstag in Casablanca.

 

Leila Benali, Ministerin für Energiewende und nachhaltige EntwicklungAnlässlich der zweiten Ausgabe der Konferenz Scaling up Carbon Market in Africa: Shaping Fair and Effective Markets, veranstaltet von Casablanca Finance City Authority (CFCA) und der Caisse de dépôt et de gestion (CDG) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), betonte Frau Benali: „Wir verfügen heute über eine einmalige Chance, ein führender Akteur bei der Erzeugung hochwertiger CO₂-Zertifikate zu werden - mit ökologischen und sozialen Zusatznutzen.

Die Ministerin rief dazu auf, einen kohärenten regulatorischen Rahmen zu schaffen, Transparenz- und Governance-Mechanismen zu vertiefen und gleichzeitig die ökologische Integrität der Projekte zu wahren. Dabei gelte es, die Erträge gerecht zu verteilen und Finanzmittel bereitzustellen, die dem Ausmaß der Herausforderungen gerecht werden.

Sie erinnerte daran, dass der Kohlenstoffmarkt ein wirtschaftlich bedeutsames Instrument sei, das Marokko als „unverzichtbaren politischen und sozialen Hebel“ zur Unterstützung des energie-, wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Wandels nutzt.

Zudem unterstrich Frau Benali, dass das Engagement des Königreichs „weder einer Konformitätslogik folgt noch aus einer internationalen Angleichungspflicht resultiert“, sondern vielmehr Ausdruck einer ethischen, strategischen und wirtschaftlichen Entscheidung sei - getragen von der Überzeugung, dass Klimaschutz nicht länger nur Sache der großen Emittenten bleiben dürfe.

In diesem Zusammenhang verwies sie auf Marokkos Potenziale im Bereich der erneuerbaren Energien sowie auf die Investitionen in materielle und immaterielle Infrastrukturen - beides Grundlagen für einen glaubwürdigen und strukturierten Kohlenstoffmarkt.

Zum europäischen CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) befragt, äußerte sich die Ministerin optimistisch: Dieser stelle „eher eine Chance als eine Belastung für Marokko dar“, da er eine Industriepolitik begünstige, die auf Energieeffizienz und die Wettbewerbsfähigkeit exportorientierter Sektoren ausgerichtet sei.

Nach ihren Worten wird CO₂-Zertifizierung künftig zu einem „Instrument der Wettbewerbsfähigkeit, des Markterhalts und der Begleitung der Dekarbonisierung globaler Wertschöpfungsketten“.

Im Rahmen der Konferenz fanden zahlreiche Fachgespräche statt, unter anderem über die Entwicklung von Projekten auf afrikanischen Kohlenstoffmärkten, die Perspektiven von Käufern und Investoren sowie über die sich abzeichnende Rolle Casablancas als regionales Referenzzentrum in diesem Bereich.

Marokkos Ambitionen auf dem Kohlenstoffmarkt

Im Zuge der globalen Klimaschutzbemühungen gewinnen Kohlenstoffmärkte zunehmend an Bedeutung. Diese Märkte ermöglichen es Ländern und Unternehmen, CO₂-Emissionen durch den Erwerb von Zertifikaten auszugleichen, die aus Projekten mit messbarer Emissionsvermeidung stammen - etwa durch Aufforstung, erneuerbare Energien oder Energieeffizienz.

Marokko, das über bedeutende Potenziale bei erneuerbaren Energien (insbesondere Solar- und Windkraft) verfügt und eine ehrgeizige Nachhaltigkeitspolitik verfolgt, positioniert sich in diesem Kontext als künftiger Knotenpunkt für hochwertige CO₂-Zertifikate in Afrika. Diese sollen nicht nur Emissionen kompensieren, sondern auch soziale und ökologische Zusatznutzen („Co-Benefits“) generieren.