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König Mohammed VI. ruft zur gemeinsamen Verantwortung auf

In seiner Ansprache vor dem Parlament am 10. Oktober 2025 betonte König Mohammed VI. die Bedeutung von Ernsthaftigkeit, Effizienz und Zusammenarbeit. Sein Appell richtet sich an alle gesellschaftlichen Kräfte, Verantwortung zu teilen und den Wandel des Landes gemeinsam zu gestalten - im Geist einer neuen Generation.

 

Koenig Mohammed VI. bei der ParlamentseroeffnungDie Generationen verändern sich, Werte wandeln sich - doch wahre Führung zeigt sich darin, den Geist ihrer Zeit zu erfassen und ihn in Verantwortung zu übersetzen. König Mohammed VI. hat dies in seiner Ansprache eindrucksvoll gezeigt. Seine Worte waren keine bloße Bilanz am Ende einer Legislaturperiode, sondern ein Aufruf, die Energie des Landes zu bündeln und die Zukunft mit Ernsthaftigkeit und gemeinsamer Verantwortung zu gestalten. Gleich zu Beginn seiner Rede machte der König deutlich, dass Kontinuität und Verlässlichkeit Grundpfeiler staatlichen Handelns bleiben müssen:

Wir eröffnen heute, mit Gottes Hilfe und Beistand, das letzte Jahr der laufenden Legislaturperiode des Repräsentantenhauses… Diese Gelegenheit nehmen wir wahr, um Ihnen unsere Wertschätzung für Ihre Arbeit auszusprechen - sowohl im Bereich der Gesetzgebung und der Kontrolle der Regierungsarbeit als auch bei der Bewertung öffentlicher Politiken.“ Diese Worte stehen für das, was König Mohammed VI. in jeder Übergangsphase betont: Stabilität und Fortschritt sind keine Gegensätze. Der König forderte das Parlament auf, begonnene Vorhaben konsequent abzuschließen, anstatt neue Reformzyklen einzuleiten. „Wir fordern Sie auf, mit Verantwortungsbewusstsein zu handeln, die Gesetzgebungsprogramme abzuschließen und die laufenden Projekte umzusetzen.

Damit gab der Monarch ein deutliches Signal: Die Zeit des Zögerns ist vorbei. Die aktuelle Phase verlangt nicht nach Experimenten, sondern nach Ergebnissen - für die Bürgerinnen und Bürger von heute und morgen.

Zwischen Großprojekten und dem Alltag der Menschen

Besonders aufhorchen ließ eine Passage, in der der König betonte: „Es darf kein Widerspruch oder Konkurrenzdenken zwischen den großen nationalen Projekten und den sozialen Programmen bestehen, solange beide das gleiche Ziel verfolgen: die Entwicklung des Landes und die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bürger, wo immer sie sich befinden.

Diese Aussage bringt die Haltung des Monarchen auf den Punkt: Wirtschaftlicher Fortschritt darf nicht losgelöst von sozialer Gerechtigkeit gedacht werden. Entwicklung misst sich nicht an der Zahl neuer Straßen oder Häfen, sondern daran, wie sehr sie das tägliche Leben der Menschen verbessert - in Bildung, Gesundheit und Beschäftigung. Damit greift der König eine wachsende Erwartung der jungen Generation auf, die mehr Realitätssinn und konkrete Ergebnisse verlangt. Es geht nicht um das äußere Bild des Fortschritts, sondern um seine spürbare Wirkung.

In einem zentralen Teil seiner Rede forderte Mohammed VI.: „Besondere Aufmerksamkeit ist der Bildung und Begleitung der Bürger zu widmen sowie der Bekanntmachung der von den öffentlichen Behörden ergriffenen Initiativen, Gesetze und Entscheidungen - insbesondere jener, die die Rechte und Freiheiten der Bürger direkt betreffen.“ Hier benennt der König ein zentrales Problem: mangelnde politische Bildung und unzureichende Kommunikation.

Die junge Generation lebt nicht in Sitzungssälen oder Nachrichtensendungen, sondern in digitalen Räumen. Ihr Bewusstsein entsteht in sozialen Netzwerken, nicht in amtlichen Mitteilungen. Deshalb ruft der Monarch Parteien, Medien und Zivilgesellschaft dazu auf, neue Kommunikationsformen zu entwickeln - verständlich, direkt und frei von bürokratischer Sprache.

Geteilte Verantwortung als Führungsprinzip

Koenig Mohammed VI.Der König betonte ausdrücklich, dass Verantwortung nicht allein bei der Regierung liegt: „Diese Aufgabe liegt nicht allein in der Verantwortung der Regierung, sondern ist eine gemeinsame Verantwortung, in erster Linie der Abgeordneten, da Sie die Bürgerinnen und Bürger vertreten.“

Er weitete diese Verantwortung auf alle gesellschaftlichen Akteure aus: „Ebenso sind die politischen Parteien, die gewählten Vertreter in allen kommunalen und regionalen Räten, die Medien, die Organisationen der Zivilgesellschaft und alle lebendigen Kräfte der Nation gefordert.“

Damit beschreibt König Mohammed VI. einen Wandel des politischen Denkens: Verantwortung ist kein Privileg, sondern eine gemeinsame Aufgabe. Dieses Verständnis entspricht der modernen Logik vernetzter Gesellschaften - und damit auch der Mentalität der jüngeren Generation, die Kooperation statt Hierarchie bevorzugt.

In einem weiteren Abschnitt erinnerte der König an seine Thronrede: „Wir haben dazu aufgerufen, den Aufstieg Marokkos zu beschleunigen und eine neue Generation von Entwicklungsprogrammen auf territorialer Ebene zu starten. Diese großen Themen gehen über die Zeiträume von Regierung und Parlament hinaus.

Damit wird deutlich: Das Projekt des „aufstrebenden Marokko“ ist kein Regierungsprogramm, sondern eine langfristige nationale Vision. König Mohammed VI. sieht darin einen zivilisatorischen Weg, der über Wahlperioden hinausweist und auf Nachhaltigkeit, Innovation und menschliche Entwicklung setzt. Die Botschaft ist eindeutig: Wer zur Zukunft gehören will, muss mit Entschlossenheit und Effizienz handeln - nicht mit Warten und Entschuldigungen.

Ernsthaftigkeit und Rechenschaft als Maßstab

Besonders klar wurde der König, als er forderte: „Wir rufen alle - jeder an seinem Platz - dazu auf, alle Praktiken zu bekämpfen, die Zeit, Energie und Ressourcen vergeuden. Wir akzeptieren kein Nachlassen bei der Effizienz und Produktivität öffentlicher Investitionen.“ Damit verbindet Mohammed VI. zwei zentrale Prinzipien: Ernsthaftigkeit und Rechenschaftspflicht. Sie sind keine Drohung, sondern Ausdruck eines modernen Führungsverständnisses. Eine Generation, die staatliches Handeln in Echtzeit über digitale Medien verfolgt, erwartet genau diese Haltung - null Toleranz gegenüber Verschwendung und Nachlässigkeit.

Die Rede von König Mohammed VI. war weit mehr als eine politische Standortbestimmung. Sie markierte den Beginn einer neuen Phase im Verhältnis zwischen Staat und Gesellschaft. Mit feinem Gespür für die Zeichen der Zeit nahm König Mohammed VI. die Erwartungen einer jungen Generation auf und verlieh ihnen politische Form. Seine Rede schlug eine Brücke zwischen Kontinuität und Aufbruch, zwischen Modernität und Verantwortungsbewusstsein.

Die Formel, die er damit aufstellte, ist klar: Wer sich nicht anstrengt, wird nicht gehört - und wer nichts erreicht, den wird die Zeit überholen. Ob Institutionen, Verwaltung und Politik diesen Geist aufnehmen und in konkrete Taten umsetzen, bleibt die zentrale Frage der kommenden Jahre. Doch eines steht fest: Die Zukunft Marokkos - so der Wille des Königs - wird auf dem Feld des Handelns entschieden, nicht auf den Plattformen der Worte.