Gas als Fundament: Marokkos Weg zum grünen Wasserstoff
Beim World Power-to-X Summit in Marrakesch überraschte die marokkanische Energieministerin mit einer klaren Botschaft: Ohne solide Gasinfrastruktur bleibt die Vision vom grünen Wasserstoff Illusion.
Unter der Präsidentschaft von Energieministerin Leïla Benali hat im Palais des Congrès der internationale World Power-to-X Summit begonnen. Rund 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Forschung diskutieren dort zwei Tage lang über die Zukunft des grünen Wasserstoffs und der Dekarbonisierung.
Bereits in ihrer Eröffnungsrede machte Benali deutlich, dass für Marokko Gas und seine Infrastrukturen die unverzichtbare Grundlage bilden: „Wir können nicht ernsthaft von Wasserstoff und Power-to-X sprechen, wenn wir beim Aufbau von Gasinfrastrukturen nicht glaubwürdig sind“, betonte sie. Eine stabile energetische Basis sei Voraussetzung, damit sich die Wasserstoffindustrie entwickeln könne - auch inmitten der beschleunigten Energiewende.
Konkretisierung in Nador West Med
Als ersten Schritt kündigte die Ministerin einen offiziellen Ausschreibungsprozess für eine schwimmende Speicher- und Regasifizierungseinheit (FSRU) im Tiefseehafen Nador West Med an. Von dort aus soll ein nationales Gasnetz entstehen, ergänzt durch künftige Pipelines, die Verbrauchszentren mit Versorgungsquellen verbinden.
Benali stellte klar: „Über Wasserstoff ohne solide Infrastrukturen zu sprechen, ist eine Illusion.“ Ihre Worte sorgten für Überraschung bei manchen Delegierten, die primär mit erneuerbaren Energien und Wasserstoff-Themen rechneten. Doch die Ministerin wies auf die Unsicherheiten der globalen Märkte hin und forderte Pragmatismus, um Dynamik und Glaubwürdigkeit zu sichern.
Appell an Forschung und echte Partnerschaften
Darüber hinaus forderte Benali Investitionen in Forschung und Innovation, die junge Menschen einbinden und die industrielle Basis stärken sollen. Sie erinnerte an Marokkos strategische Lage mit Tiefseehäfen, Hochgeschwindigkeitsbahn und ausgebautem Straßennetz. Von den internationalen Partnern verlangte sie Tempo und Verbindlichkeit: „Wir müssen über Pilotprojekte hinausgehen und die Risiken wie auch die Gewinne fair teilen. Absichtserklärungen reichen nicht - wir brauchen echte Investitionen.“
Marokko ist nach wie vor stark von importierten fossilen Brennstoffen abhängig, die 2022 den Großteil des Energie- und Strommixes stellten. Zugleich verfolgt das Königreich ambitionierte Pläne im Bereich grüner Wasserstoff: Bis 2030 will es mehr als 4 % der weltweiten Nachfrage bedienen, mit einer projizierten Produktion von 4 TWh für den heimischen Markt und 10 TWh für den Export.