EU plant Mittelmeer-Pakt: Marokko als Schlüsselpartner
Die Europäische Union arbeitet an einem neuen Abkommen für die Mittelmeerregion. Nach Plänen aus Brüssel sollen bestehende Verträge modernisiert, Zölle abgebaut und die Regeln stärker an den europäischen Binnenmarkt angepasst werden. Ziel ist es, die Zusammenarbeit bei Digitalisierung, Energie, Umwelt und sozialen Standards deutlich zu vertiefen.
Schon heute gibt es mit der Paneuropa-Mittelmeer-Konvention (PEM) ein gemeinsames Regelwerk, das die Handelsbedingungen erleichtert. Es bindet neben den Mittelmeerländern auch die EFTA-Staaten, die Westbalkanländer, Georgien, die Ukraine und Moldau ein. Doch Brüssel betont, dass die PEM an die heutige Handelspolitik angepasst werden muss. Der Handel gilt dabei als Bereich mit besonders großem Potenzial für gemeinsame Projekte.
Aus Sicht der Mittelmeerländer selbst stehen Investitionen und der Aufbau gemeinsamer Wertschöpfungsketten im Vordergrund - vor allem in den Bereichen digitale Technologien, Verkehr und erneuerbare Energien. Vorgeschlagen werden auch einfachere Handelsverfahren, bessere Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen sowie gezielte Hilfe für grüne Start-ups. Strukturierte Dialoge sollen außerdem helfen, nichttarifäre Hindernisse abzubauen.
Marokko zählt zu den engagiertesten Partnern. Das Land setzt auf eine enge Anbindung an die digitale Verwaltung der EU, ein modernes Zollsystem und unkompliziertere Grenzverfahren. Geplant sind auch Gesetze nach dem Vorbild der europäischen Datenschutzgrundverordnung, digitale Verwaltungsinstrumente und ein Austausch auf Augenhöhe, um die Angleichung voranzubringen. Mehrere Länder fordern zudem eine stärkere Zusammenarbeit bei Umwelt- und Energiestandards.
EU-Marokko: eine Partnerschaft mit Geschichte
- Assoziationsabkommen (2000): Seit dem Jahr 2000 gilt ein EU-Marokko-Assoziationsabkommen, das den politischen Dialog stärkt und den Rahmen für einen schrittweisen Ausbau des Freihandels geschaffen hat.
- Landwirtschaft und Fischerei: 2012 wurde das Landwirtschaftsabkommen unterzeichnet, das den Zugang marokkanischer Agrarprodukte zum europäischen Markt erleichtert. Im selben Jahr trat auch ein Fischereiabkommen in Kraft, das regelmäßig erneuert wird und Marokko im Gegenzug zu finanzieller Unterstützung eine enge Zusammenarbeit mit der EU sichert.
- Energie und erneuerbare Projekte: Marokko gilt als Vorreiter in Nordafrika im Bereich erneuerbare Energien. Die EU fördert Projekte wie den Solarpark Noor in Ouarzazate und unterstützt den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft, die langfristig auch Exportmöglichkeiten nach Europa eröffnet.
- Mobilität und Bildung: Mit Erasmus+ und bilateralen Mobilitätsabkommen unterstützt die EU den Austausch von Studierenden und Fachkräften. Parallel laufen Programme zur Stärkung der marokkanischen Verwaltungskapazitäten.
- Politischer Dialog: Marokko ist das einzige Land der südlichen Nachbarschaft mit einem „fortgeschrittenen Status“ (seit 2008) in den Beziehungen zur EU - ein Zeichen für das besondere Vertrauen und die strategische Bedeutung des Königreichs.