Aufbruch zu einem souveränen und strategisch handelnden Staat
Die Reform öffentlicher Institutionen in Marokko blieb lange ein politisches Schlagwort ohne substanziellen Wandel. Inmitten dieses Stillstands hat sich Leïla Benali, Ministerin für Energiewende und nachhaltige Entwicklung, als treibende Kraft eines tiefgreifenden institutionellen Umbruchs hervorgetan.
Leïla Benali ist es gelungen, die königlichen Direktiven zur Umstrukturierung des öffentlichen Sektors in konkrete Maßnahmen umzusetzen - sichtbar etwa in der Transformation des nationalen Amts für Kohlenwasserstoffe und Bergbau (ONHYM) in eine Aktiengesellschaft.
Diese Umwandlung markiert einen fundamentalen Wandel in der wirtschaftlichen Steuerung des Staates: weg von einem administrativen Verwaltungsmodell, hin zu einer leistungsorientierten, strategisch agierenden Staatsführung. Benali führte diesen Prozess mit politischer Umsicht, institutioneller Koordination und der Überzeugung, dass Reformen durch strukturelle Tatkraft, nicht durch Rhetorik, verwirklicht werden.
Dabei positioniert sie den Staat neu - nicht mehr als passiven Verwalter, sondern als aktiven, souveränen Akteur in der Wirtschaftspolitik. Die Öffnung von Kapitalbeteiligungen dient dabei nicht der Privatisierung, sondern der finanziellen Mobilisierung im Rahmen staatlicher Kontrolle.
Benalis Wirken steht somit für eine stille, aber unumkehrbare Reformbewegung, die den marokkanischen Staat moderner, effizienter und souveräner macht - sowohl institutionell als auch wirtschaftlich. Ihr Name dürfte künftig eng mit dem Neubeginn in der marokkanischen Staatsreformgeschichte verknüpft bleiben.
Hintergründe des institutionellen Wandels in Marokko
1. Umsetzung königlicher Direktiven
König Mohammed VI. hat in zahlreichen Reden und strategischen Leitlinien die Modernisierung und Effizienzsteigerung des öffentlichen Sektors zur nationalen Priorität erklärt. Die Transformation öffentlicher Einrichtungen - insbesondere mit wirtschaftlicher Bedeutung - ist ein Ausdruck der Umsetzung dieser royalen Vorgaben. Sie zielt darauf ab, die Verwaltung zu entbürokratisieren und den Staat handlungsfähiger und zukunftsfester zu machen.
2. Wandel von der Verwaltungslogik zur Ergebnisorientierung
Die Umwandlung von öffentlichen Ämtern in privatrechtlich organisierte Gesellschaften, wie im Fall von ONHYM, ist Teil eines größeren Paradigmenwechsels: Weg vom überkommenen Verwaltungsstaat, hin zu einem leistungsorientierten, wirtschaftlich agierenden Staat. Dies soll Effizienz, Rechenschaftspflicht und unternehmerisches Denken innerhalb staatlicher Strukturen fördern.
3. Neuverortung des Staates als strategischer Akteur
In einer zunehmend komplexen globalen Wirtschaftsordnung positioniert sich Marokko neu: Der Staat soll nicht länger lediglich regulierend oder beaufsichtigend tätig sein, sondern als aktiver strategischer Investor auftreten - insbesondere in Schlüsselbereichen wie Energie, Infrastruktur und Ressourcensouveränität.
4. Energiepolitische und geopolitische Dringlichkeit
Die Neuausrichtung betrifft in erster Linie den Energiesektor, ein geopolitisch sensibles Feld mit hoher nationaler Relevanz. Die Sicherung der Energieversorgung, der Aufbau von Speicher- und Förderkapazitäten für Erdgas sowie die langfristige Reduktion externer Abhängigkeiten erfordern ein modernes, flexibel agierendes institutionelles Gefüge. Die Reform signalisiert hier nicht nur innenpolitische Entschlossenheit, sondern auch außenpolitische Weitsicht.
5. Symbolischer und institutioneller Präzedenzfall
Die Umwandlung von ONHYM ist nicht nur ein technischer Verwaltungsakt, sondern ein symbolischer Präzedenzfall: Sie zeigt, dass institutionelle Reformen in Marokko möglich sind -konkret, strukturell und über gesetzliche Absichtserklärungen hinaus. Sie ist somit der erste Baustein einer langfristigen Staatsreformstrategie, deren Wirksamkeit sich auch an weiteren Reformen öffentlicher Einrichtungen messen lassen wird.