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Algenwirtschaft als Wachstumsmotor der maritimen Ökonomie

Marokko setzt mit Nachdruck auf Algoculture als strategischen Pfeiler seiner „blauen Wirtschaft“. Ein nationaler Dialog in Rabat zeigt, wie aus dem „grünen Gold“ neue Industrien entstehen, Arbeitsplätze geschaffen und internationale Investitionen angezogen werden sollen - zwischen ökologischer Verantwortung und wirtschaftlicher Ambition.

 

Algenwirtschaft, Foto: Mihaly Koles auf unsplashRabat ist zum Epizentrum einer bedeutenden strategischen Reflexion geworden, die das maritime Zukunftsmodell des Landes neu definieren soll. Bereits die Eröffnung des Nationalen Dialogs zur Entwicklung und Aufwertung der Algen stellte klar: Algoculture ist keine Nische mehr, sondern ein Wachstumspfeiler. Organisiert von der Nationalen Agentur für Aquakulturentwicklung (ANDA) in Partnerschaft mit der Weltbank, vereinte das Treffen Institutionen, wissenschaftliche Experten und Investoren mit einem klaren Ziel - die Algoculture zum strategischen Vektor zu machen, der die marokkanische „blaue Wirtschaft“ vorantreibt.

Der globale Algenmarkt wächst rasant und dürfte in den kommenden zehn Jahren jährlich um etwa 10% zulegen. Algen gelten inzwischen als strategisches Element der maritimen Ökonomie. Staatssekretärin Zakia Driouich betonte bei der Veranstaltung die Rolle dieser Branche als Katalysator für neue Wertschöpfungsketten.

Algoculture im Zentrum der marokkanischen Meeresstrategie

Die Branche ist eng in die nationale Strategie zur Entwicklung der blauen Wirtschaft eingebunden. Einerseits zielt diese auf eine nachhaltige und innovative Nutzung des immensen Potenzials des marokkanischen Küstenraums, andererseits trägt Algoculture unmittelbar zum Schutz der marinen Ökosysteme bei. ANDA-Generaldirektorin Majida Maârouf unterstrich, dass Aquakultur eine tragende Säule dieser Strategie sei, die auch den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) Rechnung trägt. „Die ökologische Komponente ist stark verankert, wir entwickeln die verschiedenen Branchen im Einklang mit Umweltauflagen“, erklärte sie.

Ihre Bedeutung liegt auch in der Fähigkeit, die nationale Wirtschaft zu diversifizieren und neue Industriezweige mit hoher Wertschöpfung zu eröffnen. Algen finden Anwendung in Ernährung, Energie, Landwirtschaft, Pharmazie, Kosmetik und sogar im Textilsektor. Damit eröffnen sich für Marokko Chancen von Kosmetikproduktion bis hin zu Biowerkstoffen.

Das Land verfügt über ideale Voraussetzungen: 3.500 Kilometer Küstenlinie und außergewöhnliche marine Biodiversität. Schon heute gibt es mehr als 340 genehmigte Aquakulturprojekte, davon 4.700 Hektar allein für Makroalgen, mit einer möglichen Produktionskapazität von bis zu 40.000 Tonnen.

Herausforderungen auf dem Weg zum Erfolg

Der wirtschaftliche Spielraum ist enorm. Laut der Weltbank könnte eine jährliche Produktionssteigerung auf 300.000 Tonnen rund 36.000 direkte Arbeitsplätze schaffen und Einnahmen von etwa 450 Millionen Dollar generieren - ein Potenzial, das Marokko regional an die Spitze bringen würde.

Dennoch gibt es Hürden: lange Genehmigungsverfahren, Einschränkungen bei Infrastruktur an Land, hohe Futtermittelkosten und eine teils fragmentierte Koordination. Diese Faktoren erhöhen die Risiken und Kosten für private Investoren. Der Staat verspricht, mit passenden politischen Rahmenbedingungen den Ausbau der Branche zu unterstützen.

Auf dem Weg zu regionaler Führungsrolle

Der Nationale Dialog bestätigte die Algoculture als Schlüsselfaktor für nachhaltige Entwicklung, Wohlstand, Beschäftigung und Ernährungssicherheit. Zakia Driouich betonte, wie wichtig die Zusammenarbeit aller Akteure sei, um Marokko als regionalen Marktführer zu etablieren, der der wachsenden globalen Nachfrage gerecht werden kann. Die zentrale Frage bleibt: Wird es dem Königreich gelingen, dieses „grüne Gold“ dauerhaft in einen tragenden Pfeiler seiner künftigen Wirtschaft zu verwandeln?