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Nicht umsonst heißt der Lauf "Zagora Sahara Trail"

Schon allein die Anmeldung war ein Hit! Freitagabend in Zagora angekommen, bemühten wir uns um eine Nachmeldung für den am Sonntag stattfindenden Zagora Sahara Trail. Zwei Leute befragt und zwei Antworten bekommen, die unterschiedlicher nicht sein konnten ..

 

Nicht umsonst heißt der Lauf Zagora Sahara Trail, Foto: marokko-erfahren.de"Direkt am Wasser... (gemeint war der Drâa-Fluss)" und "Am Petit Souk." Vorsichtshalber informierten wir uns noch in unserer Unterkunft. Hilfsbereit begleitete uns der Küchenchef des Hauses in einen Handyladen (also ein ganz anderer Ort, als die zuvor genannten…), der bereits überquoll von heftig diskutierenden marokkanischen Sportlern. Brav nahm ich auf einem sofort angebotenen Stuhl Platz, beobachtete die mit Startnummer aus dem Laden eilenden und kurze Zeit später wieder zurückkehrenden Läufer. System? - Fehlanzeige.

Plötzlich erkundigte sich jemand, welche Strecke ich denn laufen wollte und als ich die 10 Km angab, wurde ich beinahe fassungslos gefragt, ob ich dafür aus Deutschland angereist sei. Tief im Inneren hatte ich es ja geahnt und so stand die Entscheidung zum Jubel der Anwesenden schnell fest: Meldung für 26 Km! Nachdem der für marokkanische Verhältnisse ungewöhnlich hohe Preis von 250 DH (25 €) bezahlt war, verließ ich mit der Startnummer in der Hand und einem dezenten Bauchgrummeln den Laden. Sechs trainingsfreie Wochen lagen hinter mir...

Das Aufstehen am nächsten Morgen in absoluter Dunkelheit war schon eine Überwindung, als es dann auch noch regnete, zweifelte ich an meinem Vorhaben. Pünktlich um 6:30 Uhr stand mein Frühstück im Salon auf dem Tisch, in zwei Ecken schliefen noch Marokkaner, fest in ihre Kuscheldecken gehüllt - wie habe ich sie in dem Moment beneidet...

Um 7:30 Uhr, also eine halbe Stunde vor dem Lauf erreichten wir den Startplatz. Doch außer zahlreichen Polizeifahrzeugen, die hochmotiviert den nicht vorhandenen Verkehr regeln wollten, ließ sich niemand blicken.

Interessiert beobachtete ich einen Polizisten, der eifrig in seine Trillerpfeife blies, um ein am Fahrbahnrand stehendes Auto zur Weiterfahrt anzutreiben. Lange verstand er nicht, dass es sich um ein geparktes Fahrzeug handelte... Dann trudelten ein paar Veranstalter ein, von Hektik keine Spur.

Nicht umsonst heißt der Lauf Zagora Sahara Trail. ... Gegen 8 Uhr wurde die Anlage zur Zeitmessung aufgebaut, ein Kompressor versorgte den Startbogen mit der entsprechenden Luft, Foto: marokko-erfahren.deGegen 8 Uhr wurde die Anlage zur Zeitmessung aufgebaut, ein Kompressor versorgte den Startbogen mit der entsprechenden Luft. Und tatsächlich, gegen 8:15 Uhr erschienen verschiedene Läufergruppen, wärmten sich auf und die Stimmung stieg schlagartig, als eine Ahwach-Gruppe mit ihren Trommelrhythmen für Bewegung sorgte.

An den Start war immerh noch nicht zu denken, zuerst wurde ein Tisch aufgebaut, an dem jemand die Transponder für die Zeitmessung verteilte. Schlange stehen, damit jeder der etwa 150 Teilnehmer seinen mit der Startnummer versehenen Chip erhielt. Diese waren aber nicht nach Nummern sortiert, sondern mussten einzeln aus einem großen Haufen gefischt werden.

Nicht umsonst heißt der Lauf Zagora Sahara Trail, Foto: marokko-erfahren.de

Als sich dann noch fast jeder Teilnehmer den Chip von einem Helfer in die Schnürsenkel einfädeln ließ, war schnell klar, dass sich die Verzögerung ausdehnen würde! Aber auch hier wieder ein guter Zufall: der Veranstalter Lahcen Ahnsal, zehnfacher Gewinner des legendären "Marathon des Sables" tauchte auf. Viele Teilnehmer vergaßen schlagartig den bevorstehenden Start auf der Suche nach dem besten Fotomotiv. Auch ich, als einzige Europäerin wurde gern dazu geholt.

Nicht umsonst heißt der Lauf Zagora Sahara Trail. ... Um 8:50 Uhr fiel endlich der Startschuss, Foto: marokko-erfahren.deUm 8:50 Uhr fiel endlich der Startschuss. Nach knapp einem Kilometer führte der Weg auf einem Schotterpfad 250 Höhenmeter steil bergauf. Ausgezeichnete Stimmung beim Aufstieg, Rufe schallten von oben nach unten und andersherum, das bunte Band der bergauf kletternden Läufer war immer wieder begehrtes Fotomotiv. Der auf einer etwas breiteren Schotterpiste wieder bergab führende Weg erforderte höchste Konzentration bei jedem Schritt. Nach 5 km lag der Berg hinter uns, Oberschenkel und Knie fühlten sich weich gekocht an, der Kopf wusste aber, dass noch 21 km zu bewältigen waren...  Über Pisten, Geröllfelder, durch Oasen an schattigen Mauern entlang führte der Weg in einem großen Bogen um Zagora herum. Über die Verpflegung konnte man nicht klagen: Wasser, Cola, Tee, Milch, Brot, Bananen, Datteln, Trauben, Erdnüsse und Chips wurden in wohl dosierten Abständen angeboten.

18 km funktionierte der Körper hervorragend, die Erinnerung an jahrelanges Lauftraining ließ sich wohl konservieren! Dann fragte mich ein anderer Läufer - er war ohne GPS-Uhr unterwegs - wie weit es noch sei. Die Ansage, dass in 8 km das Ziel erreicht sei, beflügelte uns beide, aber wir hatten nicht mit der vor uns liegenden Sanddüne gerechnet, auf der sich bereits Einige juchzend nach oben wühlten. Auch ich stapfte tapfer aufwärts, es machte Spaß, forderte aber die bereits angestrengten Beine nicht unwesentlich! Bergab ließ ich es laufen und musste feststellen, dass meine Schuhe plötzlich mehrere Nummern zu klein geworden waren... Ausleeren war sinnlos, es blieb sandig. Weiche Pisten wechselten sich ab mit weiteren Dünen. Nicht umsonst heißt der Lauf Zagora Sahara Trail, ging es mir durch den Kopf. Langsam ging es auf dem weichen Untergrund vorwärts. Als dann vom letzten Hügel das noch zu durchquerende Wadi des Drâa vor Zagora sichtbar wurde, war es an der Zeit, den Sand aus den Schuhen zu schütten. Beschwingt bog ich unter anfeuernden Rufen der Bewohner in die Gassen der Stadt ein und hatte bald das ersehnte Ziel erreicht.

Nicht umsonst heißt der Lauf Zagora Sahara Trail. ... Eine Medaille und eine 1,5l Wasserflasche gab es im Ziel, Foto: marokko-erfahren.deEine Medaille und eine 1,5l Wasserflasche gab es im Ziel... nichts, was die verbrauchte Energie auch nur ansatzweise auffüllte... Mit einer Zeit von 3h 21min war ich bei dieser Strecke, und 520 Höhenmetern ausgesprochen zufrieden.

Die Siegerehrung sollte um 16 Uhr am Start- und Zielplatz stattfinden, die Zeit bis dahin verbrachte ich mit duschen, essen und entspannen. Denn dass sich ein nicht unwesentlicher Muskelkater ankündigte, war bereits zu spüren... Wie immer erschienen wir pünktlich, die Veranstalter jedoch waren nicht ansatzweise vorbereitet. Scheinbar planlose Vorbereitungen waren im Gang – was einer aufbaute, rückte der nächste wieder auf einen neuen Platz…

Nicht umsonst heißt der Lauf Zagora Sahara Trail. ...Es gab Präsente, freundliche Worte - für mich sogar extra auf Deutsch, Foto: marokko-erfahren.de16.30 Uhr ging es tatsächlich los, leider waren schon längst nicht mehr alle Sieger und Platzierte anwesend. Es gab Präsente, freundliche Worte - für mich sogar extra auf Deutsch, dann spielte die Ahwach-Gruppe noch einmal und aus war der Zauber.

Nicht umsonst heißt der Lauf Zagora Sahara Trail ... dann spielte die Ahwach-Gruppe noch einmal und aus war der Zauber, Foto: marokko-erfahren.de Ergebnislisten? Auf facebook fotografiert… Fotos – trotz Anwesenheit eines Fotografen mit einer Drohne – nichts zu finden… Vergangenes spielt eben eine untergeordnete Rolle in Marokko!

Trotz allem – oder gerade deshalb - ein lohnenswertes Erlebnis war es auf alle Fälle! Siehe auch dieses Youtube-Video (Zusammenschnitt vergangener Läufe)

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